Montag, 25. Januar 2016

Life is Strange - Review




Story:

Die Geschichte handelt von Maxine „Max“ Caulfield, einer 18-jährigen Teenagerin, die sich sehr für Fotografie begeistert. Aus diesem Grund ist sie von Seattle in ihre Heimatstadt Arcadia Bay zurückgekehrt, um dort an der renommierten Blackwell Academy Fotografie zu studieren. Die ersten Monate verlaufen im gewöhnlichen Studienalltag, bestehend aus dem Einleben in einen neuen Alltag, dem Studienstress sowie dem Finden neuer Bekanntschaften. Doch dann gerät ihr Leben aus den Fugen. Max fängt an, Visionen zu sehen, in denen Arcadia Bay von einem gewaltigen Tornado zerstört wird. Nachdem sie erneut von dieser Vision während des Unterrichts getroffen wird, zieht sie sich erst mal in die Toilette der Akademie zurück, um sich einen klaren Kopf zu machen. Dabei bemerkt sie einen blauen Schmetterling, der durch das Fenster in die Toilette geflogen kommt. Als angehende Profi-Fotografin kann sie sich einen Schnappschuss nicht entgehen lassen und macht ein Foto von ihm. Daraufhin stürmt einer ihrer Mitschüler, Nathan Prescott, in die Mädchen-Toilette. Da er kurz vorm durchdrehen steht, beschließt Max sich erst mal verdeckt zu halten. Kurz darauf stürmt ein weiteres Mädchen in die Toilette, die Nathan beschuldigt, Drogen zu verkaufen. Die Situation eskaliert ziemlich schnell und so dauert es nicht lange, bis Nathan eine Waffe auf das Mädchen richtet und abdrückt. In diesem Moment kommt Max aus ihrem Versteck hervor und benutzt, eher zufällig, zum ersten Mal ihre Fähigkeit, in der Zeit zurückzureisen. Nach ein paar Tests mit ihren neuen Fähigkeiten beginnt sie ihre Fähigkeit mit ihren Visionen in Verbindung zu bringen und versucht in den folgenden Episoden mit ihren alten und neuen Freunden herauszufinden, was es mit ihren Fähigkeiten, ihren Visionen und den merkwürdigen Ereignissen, die in Arcadia Bay stattfinden, auf sich hat.



Über die meisten Episoden gefiel mir der Verlauf der Geschichte ziemlich gut und hat mich sehr an den Film The Butterfly Effect erinnert. Es gibt immer wieder unerwartete Plot-Twists, die Episoden enden mit einem gewaltigen Cliffhanger, die Charaktere sind sympathisch und greifbar und darüber hinaus ist die ganze Geschichte eine Achterbahn der Gefühle. Der Wechsel von schönen und heiteren Momenten zu solchen, die von tiefer Trauer und Depression geprägt sind, kann dabei sowohl sehr überraschend als auch nach und nach erfolgen. Das trägt unter anderem zu dieser realitätsnahen und nachvollziehbaren Atmosphäre bei, die das Spiel über die gesamten fünf Episoden begleitet. Im letzten Kapitel lässt die Geschichte allerdings ein wenig nach. Das Spiel übertreibt es da ein bisschen mit seinen Zeitreisespielchen, wodurch der Überblick ein wenig auf der Strecke bleibt. Zudem bewahrheitet es sich, dass einige der Plot-Twists doch so offensichtlich sind, wie man annahm. Darüber hinaus kommen in der Story auch des Öfteren typische Teenie-Problematiken vor, die vor allem älteren Spielern, die darüber bereits hinweg sind, negativ aufstoßen könnten.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte sehr gut gelungen und gehört mit zu den unterhaltsamsten der letzten Jahre.


Gameplay:

Das Gameplay lässt sich am ehesten mit Heavy Rain vergleichen. Wie auch „im wichtigsten Spiel der letzten und kommenden fünf Jahre“ (vgl. Simon Krätschmer, Gamescom 2009), sind auch hier die Level in kleine, frei erkundbare Areale eingeteilt. Innerhalb dieser Areale muss man Gespräche führen und Rätsel lösen, welche die Story voranbringen. Hier nimmt Maxines Fähigkeit, die Zeit manipulieren zu können, eine entscheidende Rolle ein. Um Rätsel und Gespräche bestmöglich aufzuklären, braucht man Informationen, doch diese bekommt man erst, wenn man sich mit den anderen Charakteren unterhält oder bestimmte Situationen ausprobiert. Sobald man die nötigen Informationen bekommen hat, muss man die Zeit bis zum richtigen Zeitpunkt zurückdrehen, damit man sein neu erlangtes Wissen nutzen kann, um die Rätsel zu lösen.




Diese Rätsel machen auch schon den Hauptaspekt des Gameplays aus, doch dieser kann sich sehen lassen. Hier ist vierdimensionales Denken gefragt, wodurch die Rätsel teilweise echt knifflig sein können. Des Öfteren braucht man auch mal mehrere Anläufe, bis man das volle Ausmaß einer Entscheidung erschließen konnte, um letztendlich die beste Antwort zu geben. Wer also schon immer mal wissen wollte, wie sich Marty McFly an der Clayton-Schlucht fühlte, wird hier wahrscheinlich seine beste Chance finden.

Neben den Rätseln besteht das Gameplay eher aus betrachten, beobachten und fotografieren. Überall in der Spielwelt lassen sich Tiere und Gegenstände finden, die Maxine sich ansehen und kommentieren bzw. kritisieren kann. An bestimmten Orten kann man auch von bestimmten Situationen Fotos schießen. Diese dienen als eine Art Sammelgegenstand, welche man nebenbei zum eigentlichen Gameplay sammeln kann und ein bisschen Maxines Hingabe zur Fotografie unterstreichen.

Das ist aber auch schon alles zum Gameplay. Life is Strange ist ein typisches Spiel, das mehr von einer guten Geschichte als von einem ausgeklügeltem Gameplay lebt. Für das, was es sein will, ist das Gameplay aber völlig in Ordnung. Es erfüllt seinen Zweck, weckt Interesse und macht trotzdem immer noch Spaß. 



Technik:

Der Grafikstil von Life is Strange ist ziemlich einzigartig. Das ganze Spiel wirkt einem Ölgemälde entsprungen, bewahrt trotzdem aber einen gewissen Grad an Realismus, sodass das Spiel zur selben Zeit einen realistischen aber auch surrealen Eindruck erzeugt. Daraus resultieren zwar manchmal etwas schwammig aufgelöste Texturen, dennoch sieht das ganze Spiel im Gesamtbild jedoch echt chic aus. Die Musik hat mir ebenfalls gut gefallen. Sie ist immer schön ruhig und angenehm zu hören, passt sehr gut zur Stimmung der Umgebung, aber auch zum Hauptcharakter Maxine Caulfield selbst. Gemischte Gefühle hab ich bei den Schauspielern. Während das Voice-Acting makellos ist, kommt die schauspielerische Leistung da nicht ganz hinterher. So ist der Ausdruck der Charaktere mit ihrer Stimme viel stärker als das, was sie mit ihrer Mimik und Gestik hinbekommen. Das ist vor allem in der letzten Episode richtig schlimm, wo sich zwei wichtige Charaktere in einem bedeutsamen Gespräch befinden, sie sich dabei aber nicht mal wirklich angucken. Okay letzteres könnte auch ein Bug gewesen sein, doch da das Spiel ansonsten komplett frei von Bugs oder sonstigen technischen Fehlern war, bin ich mir da nicht so sicher.
Insgesamt ist Life is Strange technisch also sehr solide, wobei es PC-Spieler wahrscheinlich stören wird, dass man keine Grafikeinstellungen an dem Spiel vornehmen kann.





Präsentation:

Ich hatte ja schon im Technik-Teil erwähnt, dass Life is Strange wegen seines Grafikstils auch ein wenig surreal aussieht. Das hindert jedoch nicht daran, dass sich das Spiel so echt anfühlt. Mit seiner wohlklingenden Musik und lebendigen Welt erzeugt es eine ganz vertraute, ruhige Atmosphäre. Es ist fast schon so, als würde das Spiel in der eigenen Stadt, direkt um die Ecke stattfinden. Daher fühlt man sich in dem Spiel einfach geborgen, trotz des kranken Scheiß, den man hin und wieder durchleben muss. Dazu tragen aber auch die Charaktere bei. Maxine, ihre Freundin Chloe und deren Mutter Joyce… selten habe ich Spiele mit Charakteren gesehen, die so glaubhaft und echt rüberkamen, wie in diesem Spiel. All das erzeugt ein herzlich willkommenes Heimat-Gefühl, welches man auch nicht allzu oft in einem Videospiel sieht.





Fazit:

Am Anfang war ich noch ein bisschen skeptisch gegenüber Life is Strange. Das Zeitreise-Thema weckte zwar schon mein Interesse, dennoch dachte ich, dass das Spiel zu sehr in eine andere Richtung abdriften würde (Richtung extrem schlechtes Teenie-Drama) und dem Episoden-Format war ich auch nicht so positiv eingestimmt. Letztendlich konnte mich das Spiel aber mit einer unterhaltsamen Geschichte, sympathischen Charakteren und einer wohlfühlenden Atmosphäre überzeugen. Und auch dem Episoden-Format bin ich inzwischen nicht mehr so negativ eingestellt, da ich gemerkt habe, dass es auch ziemlich cool sein kann, sich mal nen Abend zu nehmen und eine Episode am Stück durchzuspielen. Das Spiel so häppchenweise zu sich zu nehmen, hat viel Spaß gemacht und ich konnte mich immer ganz entspannt auf das Spiel fokussieren.

Zusammengefasst ist Life is Strange eine Mischung aus The Butterfly Effect und Heavy Rain und jeder, der auch nur einem von beiden etwas abgewinnen kann, sollte sich dieses Spiel mal genauer ansehen. Aber auch generell kann ich nicht behaupten, eine schlechte Erfahrung mit dem Spiel gehabt zu haben. 

Von mir gibt's ne klare Kaufempfehlung und 8/10 Punkte für Life is Strange.


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