Montag, 30. April 2018

Gravity Rush Remastered - Review


Story:

Auf einem kleinen Spielplatz mitten in der schwebenden Stadt Hekseville erwacht das junge Mädchen Kat aus einem tiefem Schlaf. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und kann sich nicht erinnern, wo sie herkommt oder wie sie an diesen Ort gekommen ist. Kurz nach ihrem erwachen trifft Kat auf eine mysteriöse Katze, die ihr sofort zu folgen beginnt und Kat mit der Fähigkeit ausstattet, die Schwerkraft in ihrer Umgebung zu kontrollieren. Personen mit dieser Fähigkeit werden von den Bewohnern von Hekseville als „Gravity Shifter“ bezeichnet und neben Kat lebt noch eine weitere Gravity Shifterin namens Raven in der Stadt. Kat erhofft sich von ihr ein paar Antworten bezüglich ihrer Herkunft und ihren Fähigkeiten, allerdings ist die junge Dame Kat gegenüber ziemlich abweisend und zeigt ihr die kalte Schulter. Daher lässt Kat erst mal von ihr ab, denn Hekseville steckt in großen Schwierigkeiten. Die Stadt wird von mysteriösen Gravitationsstürmen umgeben, durch die bereits große Teile der Stadt und deren Bewohner spurlos verschwunden sind. Darüber hinaus werden die Einwohner vom mysteriösen Alias bedroht, der die gefährlichen Schattenmonster namens Nevi auf die Stadt loslässt und großen Schaden anrichten. Kat ist jedoch entschlossen, ihre neu gefundene Heimat und deren Bewohner zu beschützen und beginnt, die Widersacher der Stadt zu bekämpfen.

Die Geschichte von Gravity Rush hat ihre Stärken und Schwächen. Als große Stärke fallen definitiv die sympathischen Charaktere auf, allen voran die Protagonistin Kat. Sie ist eine erwachsene Version eines Powerpuff Girls, die fast schon wie Spider Man allein aus gutem Willen ihre Fähigkeiten nutzt um ihren Mitmenschen zu helfen. Sie ist süß, clever und lässt sich von niemanden unterkriegen. Kat ist durch und durch ein guter Mensch, zeigt aber auch Rückgrat, wenn ihr jemand an den Leim gehen will. Das macht sie als Protagonistin sehr vielschichtig und ich kann mit guten Willen behaupten, dass Kat zu den sympathischsten Hauptcharakteren gehört, die man in einem Videospiel finden kann. Aber auch die anderen Charaktere wie der stets bemühte, aber sehr tollpatschige Polizei-Offizier Syd und die bereits angesprochene Raven sind hervorragend ausgearbeitete Persönlichkeiten. Generell gibt es in dem Spiel keinen Charakter, der deplatziert oder austauschbar wirkt. Gut, hier und da werden ein paar Klischees bedient, aber dennoch passt jeder Charakter ins Spiel und erfüllt eine bestimmte Rolle. Eine Ausnahme bildet jedoch der später im Spiel eingeführte Charakter D’nelica. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, aber er ist von allen Charakteren am meisten von Klischees belastet und er wird erst ziemlich spät eingeführt, wodurch sich sein Charakter nicht völlig entfalten kann. Das führt mich zu einer anderen Schwachstelle. Die Geschichte von Gravity Rush ist zwar wunderschön erzählt und es macht Spaß ihr zu folgen, aber am Ende des Spiels sind viele Fragen noch ungeklärt. Ich schätze mal das die Entwickler den Nachfolger bereits im Sinn hatten und sich die Beantwortung dieser Fragen dafür aufheben wollten, doch dadurch kommt leider das unangenehme Gefühl auf, im Dunkeln stehengelassen zu werden.


Gameplay:

Im Mittelpunkt des Gameplays steht Kats Fähigkeit der Schwerkraftmanipulation. Durch das Drücken der R1-Taste lässt sich der Schwerkraft-Modus aktivieren. Drückt man die Taste erneut zieht die Schwerkraft Kat in die Richtung, in die man gerade guckt. Dies ist das Standardmanöver was hauptsächlich zur Fortbewegung durch die offene Spielwelt benutzt wird. Diese ist mit verschiedenen Missionen und Herausforderungen gefüllt, die man nach und nach freischaltet. Die Missionen sind relativ kurz gehalten mit simplen Zielen, die man in der Regel innerhalb weniger Minuten erfüllen kann. Diese bestehen vor allen Dingen aus Kämpfen gegen Nevi und Geschicklichkeitsaufgaben.
Ohne das Element der Schwerkraftkontrolle sind Kämpfe recht simpel gehalten. Mit der Quadrat-Taste startet man eine Attacken-Kombo und mit R2 kann Kat feindlichen Angriffen ausweichen. Aus diesem Grund werden die Kämpfe erst durch das Verändern der Schwerkraft wirklich interessant, denn dadurch finden sie nicht mehr auf einer flachen Ebene, sondern in drei Dimensionen statt. Kat kann im Schwerkraft-Modus nur eine einzige, normale Attacke, den sogenannten Gravity Kick, ausführen, bei dem der Spieler einen Gegner anvisiert, mit atemberaubender Geschwindigkeit zu ihm hinfliegt und ihm dann einen saftigen Tritt auf die Zwölf verpasst. Ein einzelner Angriff ist zwar etwas wenig, doch durch den enormen Bewegungsfreiraum und die hohe Geschwindigkeit des Angriffs erhöht sich nicht nur die Spielgeschwindigkeit, es ergeben sich auch gewisse taktische Vorteile. Der Gravity Kick eignet sich beispielweise sehr gut für gezielte Angriffe auf einen ausgewählten Gegner. Hat man sich einen Feind ausgesucht kann man die Schwerelosigkeit nutzen, um ihn aus sicherer Entfernung ins Visier zu nehmen und dann mithilfe des Gravity Kicks auszuschalten, der kräftiger wird, je weiter der Weg ist, den Kat zwischen Startpunkt des Angriffs und dessen Ziel zurücklegt. Weiterhin kann Kat auch ein Stasis-Feld aufbauen, mit dem man Gegenstände aufsammeln und auf Gegner abfeuern kann. Dieser Angriff ist jedoch relativ nutzlos und es gibt nur selten Momente, wo sich diese Fähigkeit wirklich lohnt. Darüber hinaus stehen Kat drei Spezialangriffe zur Verfügung, die man nach und nach freischaltet. Diese dienen vor allem dazu größere Gegneransammlungen auszuschalten, da man mit ihnen mehrere Ziele attackieren kann. Zudem haben die Spezialattacken einen cool-down, von daher sollte man einen Zeitpunkt abwarten, an dem es sich lohnt einen solchen Angriff abzufeuern.
Wie eingangs bereits erwähnt wird die Schwerkraftmanipulation auch zur Fortbewegung verwendet. Der richtige Umgang damit bekommt vor allen in den Herausforderungen Bedeutung, in denen man bestimmte Aufgaben erfüllen muss. Dabei handelt es sich des Öfteren um Checkpoint-Rennen, zeitlimitierte Kämpfe gegen Nevi oder Rennen mit begrenzten Schwerkraftfähigkeiten. Auch wenn die Anzahl unterschiedlicher Herausforderungsarten eher gering ist, reicht die Anzahl aus um einen Spieler bei Laune zu halten und sie sind darüber hinaus gut gestaltet. Sie eignen sich hervorragend dazu, neu erlernte Techniken zu testen und sind zudem eine gute Einnahmequelle für kostbare Juwelen, die Währung in Gravity Rush. Mit diesen kann man Kats Fähigkeiten verbessern, wodurch ihre Angriffe kraftvoller werden und ihren Schwerkraft-Modus länger verwenden kann, denn auch dieser lässt sich nur für eine begrenzte Zeit benutzen, bevor er einen kleinen cool-down einlegen muss.
Das Gameplay mit der freien Kontrolle über die Schwerkraft ist eine richtig gute und frische Idee, die von den Entwicklern ziemlich gut umgesetzt wurde. Es macht sehr viel Spaß trotz der sehr geringen Anzahl unterschiedlicher Fähigkeiten Gegner zu bekämpfen, Herausforderungen zu meistern und die Stadt zu erkunden. Allerdings mangelt es dem Spiel besonders in den Kämpfen ein wenig an Tiefgang. Gerade zum Ende des Spiels hin nutzt sich das Gameplay ein wenig ab. Hier wären ein paar weitere Schwerkraft-Fähigkeiten ganz praktisch, um zum Beispiel Kombos von Schwerkraft-Attacken auf die Beine zu stellen, die das gesamte Gameplay schneller und flüssiger machen. Zudem denke ich, dass das Stasis-Feld besser als eine Art Telekinese-Fähigkeit funktioniert hätte, sodass man quasi wie ein Jedi Gegenstände kontrollieren und auf Gegner werfen kann. Das würde den Angriff schneller und flexibler einsetzbar machen. Des Weiteren sind ein paar mehr Indikatoren zur Orientierung notwendig, denn es kann schnell passieren, dass man die Schwerkraft so weit manipuliert hat, dass man nicht mehr genau einschätzen kann, wo oben und unten ist. Im Spiel dienen Kats Haare und Schal eigentlich dazu diese Information dem Spieler mitzuteilen, da diese nicht von ihren Fähigkeiten betroffen sind. Doch in der Hitze der ständigen Schwerkraftmanipulation ist es nicht immer ganz deutlich, in welche Richtung diese beiden Hilfsmittel zeigen.


Technik:

Gravity Rush Remastered verfügt über einen sehr einzigartigen Cel-Shading Art Style, der Elemente aus japanischen Animes und mitteleuropäischen Comics vereint. Letzteres sticht besonders in den Zwischensequenzen von Story- und Nebenmissionen hervor, die wie ein Comicstrip aufgebaut und wunderschön anzusehen sind. In-game wird der europäische Comicstil vor allem für Gebäude und Umgebungen verwendet, während Charaktere eher in Richtung Anime tendieren. Der Art Style macht Gravity Rush Remastered nicht zum schönsten Spiel auf der PS4, was nicht zuletzt aber auch daran liegt, dass der Titel ursprünglich für die PS Vita erschien. Nichtsdestotrotz versprüht er aber einen gewissen Charme und lässt Gravity Rush Remastered aus der Masse hervorstechen, wo fotorealistische Grafik immer mehr die Norm wird.
Der Soundtrack hat mir ziemlich gut gefallen. Er enthält einige schöne Lieder und jeder Stadtteil von Hekseville hat eine passende Hintergrundmelodie spendiert bekommen, welche die dort vorherrschende Stimmung passend untermalt. Generell gibt es bei der Technik nicht viel zu meckern. Das einzige Manko wäre vielleicht, dass man die Bewegungssteuerung mit dem Dualshock 4-Controller nicht ausstellen kann, doch dieses Problem stört den Spielfluss nur in den seltensten Fällen.


Fazit:

Trotz einiger Kritikpunkte ist Gravity Rush Remastered ein hervorragendes Spiel. Das unverbrauchte Gameplay-Konzept macht eine Menge Spaß, die Charaktere sind sympathisch und es benutzt einen einzigartigen Art Style. Zwar lässt der Spielspaß zum Ende hin etwas nach, doch das ändert nichts an dem Fakt das Gravity Rush Remastered einer der besten Exklusiv-Titel ist, die man auf Sonys Spieleplattformen bekommen kann.

Ich vergebe 8,5/10 Punkten an Gravity Rush Remastered.