Story:
Die Geschichte handelt
von Maxine „Max“ Caulfield, einer 18-jährigen Teenagerin, die sich sehr für
Fotografie begeistert. Aus diesem Grund ist sie von Seattle in ihre Heimatstadt
Arcadia Bay zurückgekehrt, um dort an der renommierten Blackwell Academy
Fotografie zu studieren. Die ersten Monate verlaufen im gewöhnlichen
Studienalltag, bestehend aus dem Einleben in einen neuen Alltag, dem
Studienstress sowie dem Finden neuer Bekanntschaften. Doch dann gerät ihr Leben
aus den Fugen. Max fängt an, Visionen zu sehen, in denen Arcadia Bay von einem
gewaltigen Tornado zerstört wird. Nachdem sie erneut von dieser Vision während
des Unterrichts getroffen wird, zieht sie sich erst mal in die Toilette der
Akademie zurück, um sich einen klaren Kopf zu machen. Dabei bemerkt sie einen
blauen Schmetterling, der durch das Fenster in die Toilette geflogen kommt. Als
angehende Profi-Fotografin kann sie sich einen Schnappschuss nicht entgehen
lassen und macht ein Foto von ihm. Daraufhin stürmt einer ihrer Mitschüler,
Nathan Prescott, in die Mädchen-Toilette. Da er kurz vorm durchdrehen steht,
beschließt Max sich erst mal verdeckt zu halten. Kurz darauf stürmt ein
weiteres Mädchen in die Toilette, die Nathan beschuldigt, Drogen zu verkaufen.
Die Situation eskaliert ziemlich schnell und so dauert es nicht lange, bis
Nathan eine Waffe auf das Mädchen richtet und abdrückt. In diesem Moment kommt
Max aus ihrem Versteck hervor und benutzt, eher zufällig, zum ersten Mal ihre
Fähigkeit, in der Zeit zurückzureisen. Nach ein paar Tests mit ihren neuen
Fähigkeiten beginnt sie ihre Fähigkeit mit ihren Visionen in Verbindung zu
bringen und versucht in den folgenden Episoden mit ihren alten und neuen
Freunden herauszufinden, was es mit ihren Fähigkeiten, ihren Visionen und den
merkwürdigen Ereignissen, die in Arcadia Bay stattfinden, auf sich hat.
Über die meisten
Episoden gefiel mir der Verlauf der Geschichte ziemlich gut und hat mich sehr
an den Film The Butterfly Effect
erinnert. Es gibt immer wieder unerwartete Plot-Twists, die Episoden enden mit
einem gewaltigen Cliffhanger, die Charaktere sind sympathisch und greifbar und
darüber hinaus ist die ganze Geschichte eine Achterbahn der Gefühle. Der
Wechsel von schönen und heiteren Momenten zu solchen, die von tiefer Trauer und
Depression geprägt sind, kann dabei sowohl sehr überraschend als auch nach und
nach erfolgen. Das trägt unter anderem zu dieser realitätsnahen und
nachvollziehbaren Atmosphäre bei, die das Spiel über die gesamten fünf Episoden
begleitet. Im letzten Kapitel lässt die Geschichte allerdings ein wenig nach.
Das Spiel übertreibt es da ein bisschen mit seinen Zeitreisespielchen, wodurch
der Überblick ein wenig auf der Strecke bleibt. Zudem bewahrheitet es sich, dass einige der
Plot-Twists doch so offensichtlich sind, wie man annahm. Darüber hinaus kommen
in der Story auch des Öfteren typische Teenie-Problematiken vor, die vor allem
älteren Spielern, die darüber bereits hinweg sind, negativ aufstoßen könnten.
Nichtsdestotrotz ist
die Geschichte sehr gut gelungen und gehört mit zu den unterhaltsamsten der
letzten Jahre.
Gameplay:
Das Gameplay lässt
sich am ehesten mit Heavy Rain
vergleichen. Wie auch „im wichtigsten Spiel der letzten und kommenden fünf
Jahre“ (vgl. Simon Krätschmer, Gamescom 2009), sind auch hier die Level in
kleine, frei erkundbare Areale eingeteilt. Innerhalb dieser Areale muss man
Gespräche führen und Rätsel lösen, welche die Story voranbringen. Hier nimmt
Maxines Fähigkeit, die Zeit manipulieren zu können, eine entscheidende Rolle
ein. Um Rätsel und Gespräche bestmöglich aufzuklären, braucht man
Informationen, doch diese bekommt man erst, wenn man sich mit den anderen
Charakteren unterhält oder bestimmte Situationen ausprobiert. Sobald man die
nötigen Informationen bekommen hat, muss man die Zeit bis zum richtigen
Zeitpunkt zurückdrehen, damit man sein neu erlangtes Wissen nutzen kann, um die
Rätsel zu lösen.
Neben den Rätseln
besteht das Gameplay eher aus betrachten, beobachten und fotografieren. Überall
in der Spielwelt lassen sich Tiere und Gegenstände finden, die Maxine sich
ansehen und kommentieren bzw. kritisieren kann. An bestimmten Orten kann man
auch von bestimmten Situationen Fotos schießen. Diese dienen als eine Art
Sammelgegenstand, welche man nebenbei zum eigentlichen Gameplay sammeln kann
und ein bisschen Maxines Hingabe zur Fotografie unterstreichen.
Das ist aber auch
schon alles zum Gameplay. Life is Strange
ist ein typisches Spiel, das mehr von einer guten Geschichte als von einem
ausgeklügeltem Gameplay lebt. Für das, was es sein will, ist das Gameplay aber
völlig in Ordnung. Es erfüllt seinen Zweck, weckt Interesse und macht trotzdem
immer noch Spaß.
Technik:
Der Grafikstil von Life is Strange ist ziemlich
einzigartig. Das ganze Spiel wirkt einem Ölgemälde entsprungen, bewahrt
trotzdem aber einen gewissen Grad an Realismus, sodass das Spiel zur selben
Zeit einen realistischen aber auch surrealen Eindruck erzeugt. Daraus
resultieren zwar manchmal etwas schwammig aufgelöste Texturen, dennoch sieht
das ganze Spiel im Gesamtbild jedoch echt chic aus. Die Musik hat mir
ebenfalls gut gefallen. Sie ist immer schön ruhig und angenehm zu hören, passt
sehr gut zur Stimmung der Umgebung, aber auch zum Hauptcharakter Maxine Caulfield
selbst. Gemischte Gefühle hab ich bei
den Schauspielern. Während das Voice-Acting makellos ist, kommt die
schauspielerische Leistung da nicht ganz hinterher. So ist der Ausdruck der
Charaktere mit ihrer Stimme viel stärker als das, was sie mit ihrer Mimik und
Gestik hinbekommen. Das ist vor allem in der letzten Episode richtig schlimm,
wo sich zwei wichtige Charaktere in einem bedeutsamen Gespräch befinden, sie
sich dabei aber nicht mal wirklich angucken. Okay letzteres könnte auch ein Bug
gewesen sein, doch da das Spiel ansonsten komplett frei von Bugs oder sonstigen
technischen Fehlern war, bin ich mir da nicht so sicher.
Insgesamt ist Life is Strange technisch also sehr
solide, wobei es PC-Spieler wahrscheinlich stören wird, dass man keine
Grafikeinstellungen an dem Spiel vornehmen kann.
Präsentation:
Ich hatte ja schon im
Technik-Teil erwähnt, dass Life is
Strange wegen seines Grafikstils auch ein wenig surreal aussieht. Das
hindert jedoch nicht daran, dass sich das Spiel so echt anfühlt. Mit seiner
wohlklingenden Musik und lebendigen Welt erzeugt es eine ganz vertraute, ruhige
Atmosphäre. Es ist fast schon so, als würde das Spiel in der eigenen Stadt,
direkt um die Ecke stattfinden. Daher fühlt man sich in dem Spiel einfach
geborgen, trotz des kranken Scheiß, den man hin und wieder durchleben muss. Dazu
tragen aber auch die Charaktere bei. Maxine, ihre Freundin Chloe und deren
Mutter Joyce… selten habe ich Spiele mit Charakteren gesehen, die so glaubhaft
und echt rüberkamen, wie in diesem Spiel. All das erzeugt ein herzlich
willkommenes Heimat-Gefühl, welches man auch nicht allzu oft in einem
Videospiel sieht.
Fazit:
Am Anfang war ich noch
ein bisschen skeptisch gegenüber Life is
Strange. Das Zeitreise-Thema weckte zwar schon mein Interesse, dennoch
dachte ich, dass das Spiel zu sehr in eine andere Richtung abdriften würde
(Richtung extrem schlechtes Teenie-Drama) und dem Episoden-Format war ich auch
nicht so positiv eingestimmt. Letztendlich konnte mich das Spiel aber mit einer
unterhaltsamen Geschichte, sympathischen Charakteren und einer wohlfühlenden
Atmosphäre überzeugen. Und auch dem Episoden-Format bin ich inzwischen nicht
mehr so negativ eingestellt, da ich gemerkt habe, dass es auch ziemlich cool
sein kann, sich mal nen Abend zu nehmen und eine Episode am Stück
durchzuspielen. Das Spiel so häppchenweise zu sich zu nehmen, hat viel Spaß
gemacht und ich konnte mich immer ganz entspannt auf das Spiel fokussieren.
Zusammengefasst ist Life is Strange eine Mischung aus The Butterfly Effect und Heavy Rain und jeder, der auch nur einem
von beiden etwas abgewinnen kann, sollte sich dieses Spiel mal genauer ansehen.
Aber auch generell kann ich nicht behaupten, eine schlechte Erfahrung mit dem
Spiel gehabt zu haben.
Von mir gibt's ne klare Kaufempfehlung und 8/10 Punkte für Life is Strange.
Von mir gibt's ne klare Kaufempfehlung und 8/10 Punkte für Life is Strange.