Der Singleplayer von Battlefield 1 erzählt keine
zusammenhängende Story. Stattdessen ist er in sechs kleine Geschichten
eingeteilt, welche „Kriegsgeschichten“ genannt werden. Die erste Geschichte,
welche auch das Tutorial darstellt, handelt von einem amerikanischen Soldaten,
der an den Grabenkämpfen an der Westfront teilnimmt. Eine wirkliche Handlung
wird hier nicht erzählt, da es sich hierbei wie gesagt um das Tutorial handelt.
Aus diesem Grund ist dieses Kapitel auch sehr kurz und führt den Spieler
zunächst erst mal nur an das Spiel heran.
Die zweite
Kriegsgeschichte ist dementsprechend das erste richtige Kapitel des
Singleplayers. Hier verfolgt man die Erlebnisse eines britischen Panzer-Teams,
das hinter feindlichen Linien mit ihrem Mark IV-Panzer „Big Bess“ überleben
müssen. Der Spieler erlebt diesen Überlebenskampf aus der Sicht des Piloten Danny
Edwards. Die nächste Geschichte handelt von Clyde Blackburn, der sich in das
britische Royal Flying Corps schmuggelt, um Flugzeuge fliegen zu können. Mit
ihm nimmt man an einigen Einsätzen an der Westfront sowie an einer Luftschlacht
über London teil. Die dritte Geschichte erlebt man aus der Sicht des
italienischen Soldaten Luca Vincenzo Cocchiola, der Teil der italienischen
Eliteeinheit „Arditi“ ist. Man spielt seinen Einsatz an der italienischen
Front, in dem er sich auf die Suche nach seinem Bruder begibt, der nach einer
fehlgeschlagenen Mission verschollen ist. Die vierte Geschichte handelt von
Frederick Bishop, einem ANZAC-Soldaten, der an der Schlacht von Gallipoli
teilnimmt. Seine Geschichte ist eng mit dem jungen Soldaten Jack Foster
verknüpft, der ebenfalls den ANZACs angehört und zu ihm wie einen Helden
aufsieht. Frederick ist über seine Einstellung zunächst nicht begeistert, da er
ziemlich blauäugig (und in einem zu jungen Alter) der Armee beigetreten ist.
Mit der Zeit bauen die beiden allerdings eine Art Vater-Sohn-Beziehung
miteinander auf und Frederick versucht stetig seinen Schützling aus den
Schwierigkeiten des Krieges herauszuhalten. Im letzten Kapitel übernimmt man
die Kontrolle über Zara Ghufran, einer beduinischen Freiheitskämpferin, die
unter dem Kommando von T.E. Lawrence einen Guerillakrieg gegen das Osmanische
Reich auf der arabischen Halbinsel führt.
Die Geschichten sind
allesamt sehr kurz und dementsprechend auch nicht sonderlich komplex.
Nichtsdestotrotz kann man diese kleinen Storyhappen wohl mehr genießen, als
jegliche zusammenhängende Geschichte aus einem x-beliebigen Modern
Military-Shooter, den wir in den letzten Jahren gesehen haben. Denn im
Gegensatz zu diesen Spielen schafft es Battlefield
1 eine Botschaft zu vermitteln, nämlich das Krieg eine grässliche
Angelegenheit ist. Diese Nachricht wird dem Spieler immer wieder Bewusst
gemacht, sei es durch Verlust, massenhaft gefallene Soldaten, oder durch
psychisch zusammenbrechende Personen. Selbst mit geringem Tiefgang schaffen es
die Charaktere durch diese Erlebnisse den Horror des Krieges zu vermitteln.
Etwas Ähnliches zu erzielen haben die wenigsten Militärshooter der jüngeren
Vergangenheit überhaupt versucht, daher muss ich in dieser Hinsicht wirklich
ein Lob für DICE aussprechen. Noch besser hätte ich es jedoch gefunden, wenn
die Entwickler mal eine Kampagne aus der Sicht der Mittelmächte eingefügt
hätten. Gerade der erste Weltkrieg würde sich dafür eignen, da es keinen klaren
Kriegsverursacher gab und Valiant Hearts:
The Great War vor noch nicht allzu langer Zeit bereits bewiesen hat, dass
sowas umsetzbar ist. So oder so besteht
allerdings die Tatsache, dass die Geschichten sehr kurz sind und die Charaktere
sich vielen Klischees bedienen, auch wenn diese nicht ganz so nervig auffallen
wie in anderen Spielen. Trotzdem, über ein „ganz nett“ kommen die
Kriegsgeschichten des Singleplayers leider nicht heraus.
Gameplay:
Hier verfolgt der
Singleplayer ein paar gute Ansätze, die allerdings wiederrum durch ein paar
schlechte Design-Entscheidungen ihre Wirkung verlieren. Aber fangen wir erstmal
mit den guten Seiten des Spiels an:
Grundsätzlich haben
die Entwickler versucht, dass Gameplay des Battlefield-Multiplayers
auf den Singleplayer zu übertragen, was besonders bei den Missionszielen
deutlich wird. Diese bestehen nämlich oft daraus bestimmte Punkte einzunehmen,
genauso wie man es im Conquest-Modus aus dem Multiplayer gewohnt ist. Die KI-Gegner
wollen dies natürlich überhaupt nicht und stellen sich dem Spieler daher
regelmäßig in den Weg. Um mit ihnen fertig zu werden, hat der Spieler Zugriff
auf ein überschaubares, aber trotzdem abwechslungsreiches Waffenarsenal, das
von Schrotflinten, MPs, Scharfschützengewehren bis hin zu Maschinengewehren
alles bereithält, was der Spieler sich wünscht. Genauso verhält es sich auch
mit Gadgets. TNT, Schraubenschlüssel sowie verschiedene Granaten- und
Minentypen lassen sich fast überall finden, wodurch der Spieler zwischen
verschiedenen Strategien hin und her wechseln oder mal etwas Neues ausprobieren
kann. Waffen und Gadgets findet man am ehesten in kleinen Waffenlagern, die
ebenfalls überall auf den Karten verstreut sind. Wenn man also seine Ausrüstung
wechseln möchte, sollte man sie also am besten als erstes aufsuchen. Wer will
kann aber auch auf Schusswaffen verzichten, denn Gefechtssituationen kann man
auch schleichend angehen. Sonderlich umfangreich ist das Stealth-System zwar
nicht, aber es reicht, um die meisten Gefechtssituationen zu lösen, ohne auch
nur einen Schuss abzugeben. Neben den Hauptzielen verfügt jede Mission auch
über eine Reihe von Nebenzielen. Erfüllt man diese, schaltet man Codex-Seiten
frei, die einige interessante Infos zum ersten Weltkrieg preisgeben. Obendrauf
kommen noch die Feldhandbücher. Bei ihnen handelt es sich um einen
Sammelgegenstand, von denen man in der Regel bis zu fünf Stück in einem Level
finden kann. Wenn man es schafft, alle Feldhandbücher eines Levels zu sammeln, kann
man damit neue Gegenstände für den Multiplayer freischalten.
Was mich sehr gefreut
hat ist der hohe Anteil an Fahrzeug-Leveln. Das zweite und dritte Kapitel
besteht fast ausschließlich aus Leveln, die man in Fahrzeugen bestreitet. Vor
allem das dritte Kapitel ist dabei von unschätzbarem Wert. In diesem ist man
nämlich in einem Flugzeug unterwegs, was besonders für Neulinge der Reihe eine
gute Trainingsstunde darstellt, da es traditionell in der Battlefield-Reihe immer am schwierigsten war, die Luftfahrzeuge
richtig beherrschen zu lernen. Neueinsteiger und auch Veteranen können sich so
an die Steuerung gewöhnen und haben dadurch schon mal ein bisschen Erfahrung,
wenn sie sich im Multiplayer in Dog Fights schmeißen. Mal davon abgesehen
machen die Flugzeug-Missionen auch im Singleplayer sehr viel Spaß und zählen zu
den besten Leveln, die der Singleplayer zu bieten hat. Man hat in diesen
Missionen die freie Kontrolle über sein Fahrzeug und das ist ein riesiger
Schritt nach vorne für Luft-Level in Battlefield-Spielen,
gerade wenn man die Jet-Mission aus dem Battlefield
3-Singleplayer noch im Hinterkopf hat.
Das klingt ja alles
ziemlich gut, aber liefert Battlefield 1
wirklich zum ersten Mal seit langem einen Singleplayer mit gutem Gameplay ab?
Nun leider nicht ganz. Denn auch wenn dem Spieler in der Theorie eine Menge
Optionen zum Taktieren zur Verfügung stehen, steht ihm dabei oft das
Leveldesign im Weg. Die Level, in denen man als Infanterist unterwegs ist,
lassen nämlich selten die Möglichkeit offen, taktische Manöver durchzuziehen,
denn dafür sind sie in der Regel zu klein, zu schlauchig und bieten generell
einfach zu wenige Möglichkeiten für taktische Entscheidungen. Zwar gibt es
mehrere Wege, wie man eine bestimmte Situation lösen kann, doch in den meisten
Fällen läuft es darauf hinaus, dass man die Situation eher so hinnimmt, wie sie
gerade kommt und dementsprechend handelt, anstatt einen Plan auszuklügeln und
diesen zu verfolgen. Ähnlich sieht es beim Gunplay aus. Auch mit hundert
verschiedenen Waffen und Gadgets hat man keinen Spaß, wenn die Gegner-KI so
dumm ist, dass man sie einfach nur einen nach dem anderen über den Haufen
schießt und dabei eigentlich nur durch ihre enorme Treffgenauigkeit genervt
wird. Es sind einfach diese typischen „Singleplayer-Shooter-Krankheiten“, die
seit Mitte der 2000er in fast allen Kampagnen großer Shooter-Namen auftreten
und den Spielspaß enorm in die Tiefe ziehen.
Allerdings sind diese
Probleme im Spiel nicht omnipräsent. Es gibt einige Level, die spielerische Freiheit
enorm unterstützen und tatsächlich machen diese Level auch enorm viel Spaß. Das
beste Beispiel dafür ist das Level „Young Men’s Work“. Es handelt sich dabei um
das zweite Level aus dem letzten Kapitel des Singleplayers und es ist mit
Abstand das beste Level des gesamten Spiels. Hier ist es das Ziel, drei
Offiziere der osmanischen Armee zu finden und zu eliminieren. Das Level findet
auf einer riesigen Karte statt (Beta-Spieler werden die Karte Sunai-Desert
wiedererkennen), auf der es drei Basen gibt, in denen sich die Offiziere
aufhalten. Diese Basen müssen zunächst infiltriert werden, damit man sich
später den Offizier vornehmen kann. Und die Art und Weise, wie man eine Basis
infiltriert, ist komplett dem Spieler überlassen. Wer gerne taktisch vorgehen
will, kann sich auf eine erhöhte Position in der Nähe einer Basis begeben,
diese erstmal auskundschaften, sich dann reinschleichen und nach und nach einen
Gegner nach den anderen ausschalten, bis letztendlich der Offizier an der Reihe
ist. Wer es etwas ruppiger mag, kann sich auch einfach ein paar dicke Wummen
schnappen und sich damit durch Gegnerhorden mähen. Alternativ kann man sich
auch gleich einen Panzer klauen und mit dem alles zu Kleinholz verarbeiten. All
diese Optionen führen den Spieler letztendlich zum Ziel und wie er dieses
erfüllt ist auch egal. Hauptsache der Offizier ist weg. Da sich die Basen
obendrein sehr voneinander unterscheiden, muss auch der Spieler für jede Basis
seine Taktik überdenken, da ihm stets andere Möglichkeiten und Wege geboten
werden. Mit all diesen Freiheiten und taktischen Entscheidungen hat mich das
Spiel teilweise sogar an Metal Gear Solid
V: The Phantom Pain erinnert. Es ist wirklich schade, dass es nur so wenige
solcher Level im Spiel gibt, denn spielerisch ist es wirklich gut.
Trotz einiger guter
Ansätze ist das Gameplay im Gesamteindruck leider nicht besser als ganz okay.
Dafür existieren einfach zu viele Macken, die von den einigen guten Leveln
nicht ausgeglichen werden können. Dennoch ist das Gameplay definitiv eine
Verbesserung im Vergleich zu vorherigen Battlefield-Spielen
und die Unterteilung der Kampagne in mehrere, einzelne Kapitel sorgt immerhin
dafür, dass man keine großen Längen durchstehen muss.
Technik:
Wie auch die Vorgänger
kann auch Battlefield 1 bei der
Grafik voll überzeugen. Das Spiel sieht unglaublich schick aus, mit
hochaufgelösten Texturen, atmosphärischer Beleuchtung, schönen Effekten und all
das läuft mit flüssigen 60fps über die Mattscheibe. Auch der Sound ist wie für
die Reihe üblich unglaublich gut. Gerade bei Schussgeräuschen kann man die
grandiose Soundkulisse heraushören. So verändert sich der Ton des abgegebenen
Schusses je nach Beschaffenheit der Umgebung und der Soundtrack kann ebenfalls
ein paar tolle Lieder aufweisen, darunter natürlich das markante Battlefield
Theme. Ansonsten ist es bemerkenswert, wie viele Dinge man in den Optionen
einstellen kann. Vom Field of View über die Farbe des Hitmarkers bei Headshots
bis hin zur Stick-Sensitivität bei verschiedenen Zoom-Stufen kann man die
Steuerung ziemlich genau anpassen, auch wenn man die meisten Einstellungen
vermutlich gar nicht brauchen wird. Ich empfehle jedoch, das Field of View
anzupassen, da standardmäßig nur 65 Grad eingestellt sind. Diesen Wert kann man bis auf 105 Grad erhöhen, allerdings wird bei so einer Sichtweite vor
Performence-Problemen gewarnt. Ich für meinen Teil bin jedenfalls mit dem
allgemeinen Standard-FOV von 90 Grad gut durchgekommen. Allerdings ist das Spiel
nicht fehlerlos. Wie bereits angesprochen ist die KI der Gegner ein Problem.
Sie fallen in die typische Sparte „strohdoof und nur in der Masse gefährlich“.
Feinde mit so einem Intelligenzquotienten können einfach keine spannenden
Gefechte hervorbringen und sind eines der größten Probleme in den meisten
Singleplayer-Kampagnen moderner Ego-Shooter. Eine besondere Schwäche offenbart
die KI in Luftkämpfen. Während meines Playthroughs durch das zweite Kapitel ist
es mir regelmäßig passiert, dass ein feindlicher Pilot aus dem nichts auf mich
zugeflogen kam, Kamikaze-mäßig in mich reingedonnert ist und dadurch mein
Flugzeug zerstört hat. Aus diesem Grund musste ich die Level regelmäßig
neustarten und das ohne mal schlecht gespielt zu haben. Zudem ist Battlefield 1 noch von einigen Bugs
geplagt, die das Spiel zwar nicht kaputt machen, auf Dauer aber nerven. Ein
gutes Beispiel dafür sind wieder einmal die KI-Gegner, die gerne mal mit sich
selbst reden und das sogar mit zwei unterschiedlichen Stimmen. Sowas kann einem
schon mal aus dem Spielgeschehen rausreißen.
Fazit:
Auch wenn der
Singleplayer von Battlefield 1 seine
Momente hat, kommt er leider nicht über ein okay hinweg. Die einzelnen, kleinen
Geschichten des Singleplayers sind zwar ganz nett, bieten allerdings im
Gesamtbild trotzdem zu wenig. Beim Gameplay gibt es zwar auch viele gute
Ansätze und einige wirklich gelungene Spielabschnitte, aber das meistens zu
schlecht ausgefallene Leveldesign nagt sehr am Spielspaß der Kampagne. Dennoch
kann ich im Verlauf der letzten Battlefield-Spiele
einen Aufwind erkennen. Während der Singleplayer von Battlefield 3 richtig schlecht war und kaum Spaß machte, ging Battlefield 4 schon einen Schritt in die
richtige Richtung führte offenere Level ein, die dem Spieler mehr Spielraum
ließen. Battlefield 1 hat nun wieder
einen Schritt nach vorne gemacht und bietet neben vielen mittelmäßigen bereits
einige gute Missionen.