Mittwoch, 15. Februar 2017

Half-Life 2 - Review

Story:

Es ist einige Zeit seit dem Black Mesa-Vorfall vergangen. Die Menschheit ist nicht mehr die dominante Spezies auf der Erde, sondern wurden von den Combines, einer außerirdischen Macht, nach der Niederlage im sogenannten Sieben-Stunden-Krieg unterworfen. Die Combine setzen fortan Dr. Wallace Breen, der die Kapitulation der Menschheit in die Wege leitete, als Verwalter für die Erde ein. Er wurde damit quasi zum Herrscher über den Planeten, wird aber eigentlich nur von den Combines als Marionette und Propagandainstrument verwendet. Nach einer kurzen Vision vom G-Man, der davon spricht, dass man wieder gebraucht wird, erwacht Gordon Freeman in einem Zug Richtung City 17, einer der letzten großen Städte auf der Erde. Dort trifft er auf einige bekannte Gesichter aus Black Mesa wie Barney Calhoun oder Dr. Kleiner. Sie sind Mitglieder des Widerstandes der gegen die Combine rebelliert. Auch Gordon schließt sich dem Widerstand an und trifft auf weitere hohe Widerstandsmitglieder wie dem ehemaligen Black Mesa-Wissenschaftler Eli Vance und seine Tochter Alyx. Da Gordon durch seine Taten beim Black Mesa-Vorfall einen gewissen Bekanntheitsstatus genießt, nimmt er schnell eine wichtige Position im Widerstand ein und unterstützt ihn auf verschiedenen Missionen gegen die Unterdrücker.
Es ist sehr auffällig, dass die Story nicht direkt einem roten Faden folgt. Es ist klar, dass es das große Ziel des Widerstandes ist, die Combine zu besiegen, doch als Spieler wird man nicht Teil eines großen Masterplans, an dessen Ausführung man sich beteiligt. Stattdessen wird man eher notgedrungen von A nach B geschickt und übernimmt später wichtige Aufgaben für die Rebellion, die aber nicht wirklich mit dem großen Ziel zu tun haben. Die Geschichte bleibt darüber hinaus ziemlich offen erzählt. Man erfährt so ziemlich nichts über die Welt. Man weiß nicht, wie viele Jahre seit den Ereignissen des Vorgängers vergangen sind, man erhält keine Informationen darüber, warum die Vortigaunts plötzlich Verbündete sind, obwohl man sie im ersten Teil noch bekämpft hat und was die Combines eigentlich genau sind, bleibt auch ein Geheimnis. Ein paar Einzelheiten kann man sich zwar erschließen, im Großen und Ganzen bleibt die Hintergrundgeschichte allerdings ein Geheimnis.

Am Anfang macht dieser Umstand es dem Spieler schwer zu verstehen, worum es eigentlich geht. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an die Situation und denkt sich seine eigenen Erklärungen aus, um der Geschichte Sinn zu verleihen. Das ist ein Punkt, den ich an so offen erzählten Geschichten mag. Man muss nicht alles erklärt bekommen. Selber nachzudenken und sich etwas auszumalen kann auch sehr spannend sein, zumindest sofern man genug Informationen für eine Grundlage bekommt. Diese Informationen liefert Half-Life 2 nach und nach, so dass man irgendwann keine Probleme mehr mit der Geschichte hat.


Gameplay:

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich Half-Life 2 spürbar verändert, obwohl das grundsätzliche Gameplay gleichgeblieben ist. Wie auch schon der erste Teil ist Half-Life 2 ein recht linearer Shooter, der jedoch trotzdem Wert auf das Erkunden der Levels legt, da es viele kleine versteckte Ecken gibt, in denen man Geheimnisse finden kann. Um ein bisschen Abwechslung von den Ballereien zu haben, muss der Spieler immer mal wieder kleinere Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben lösen, welche das Gameplay ein wenig auflockern. Auch ein paar Bossfights stehen auf dem Plan. Weiterhin setzt das Spiel wieder auf klassische Medipacks und den Hazardous Environment-Schutzanzug, welche die Lebensanzeige des Spielers füllen und ihn vor Schäden bewahren. Nichtsdestotrotz spielt sich Half-Life 2 deutlich besser als der erste Teil. Das liegt vor allem an dem verbesserten Spieltempo, der spaßigen und gut ins Spiel eingebundenen Physik-Engine sowie einigen kleinen aber feinen Optimierungen.

Das Spieltempo wird vor allem über die neue Energieleiste geregelt. Diese wird kleiner, wenn Gordon bestimmte Aktionen ausführt. Dazu zählen Dinge wie sprinten, tauchen oder die Taschenlampe des Schutzanzuges verwenden. Also im Prinzip alles was irgendeine Form von Energie benötigt. Da all diese Aktionen von derselben Energieleiste ihren Saft beziehen, sinkt sie dementsprechend auch schneller, wenn man mehrere davon gleichzeitig ausführt. Die Energieleiste ist eine unscheinbare aber trotzdem sinnvolle Verbesserung gegenüber dem Vorgänger. Sie bringt ein bisschen mehr Ressourcenmanagement ins Spiel ohne den Spieler dabei auszubremsen. Zudem kann man durch sie das Spieltempo viel besser regulieren, da man nicht immer full speed durch das Level düst, sondern es nur dann tut, wenn man das möchte. Gerade die Geschicklichkeitsaufgaben können davon profitieren.
Die Physik-Engine zeigt ihre Stärken an vielen verschiedenen Stellen. So kann Gordon einige Objekte aufnehmen und stapeln, um sich so Treppen zu bauen, die ihn zu Geheimräumen führen. Die Physik ist auch ein entscheidendes Element bei den Rätseln, da Half-Life 2 zum Großteil auf Physik-Rätsel setzt. Diese nehmen allerdings einen eher untergeordneten Anteil am Gameplay ein. Viel mehr als ein paar Wippen, die man richtig ausrichten muss, braucht man nicht zu erwarten. Anders sieht es jedoch bei den Gefechten aus, denn die Physik kann man auch als eine alternative Waffe benutzen. Besonders die Barnacles, also diese an der Decke hängenden Alien-Viecher, laden dazu ein. Einfach ein explosives Fass an deren Zunge hängen, ein paar Mal drauf ballern und explodieren lassen. Bombig.

Das Waffenarsenal an sich hat sich im Vergleich zum ersten Half-Life auch ein wenig verändert. Einige Waffen wie die Maschinenpistole, die Schrotflinte oder das Brecheisen sind wieder mit von der Partie, haben allerdings ein neues Design spendiert bekommen. Andere Waffen wie die Hivehand oder das Gaussgewehr haben es dagegen nicht in den Nachfolger geschafft, doch dafür wurden sie durch andere neue Wummen sinnvoll ersetzt. Die wohl beste neue Waffe ist definitiv die Gravity Gun. Mit ihr kann man kleine bis mittelgroße Objekte aufnehmen und an einer anderen Stelle platzieren, wodurch sich einige Physik-Rätsel lösen lassen. Die aufgenommenen Objekte kann man allerdings auch in einem hohen Tempo von sich wegschleudern, wodurch sie zu tödlichen Geschossen werden. Positiv hervorheben möchte ich hier die Art, wie Valve die Waffe ins Spiel eingeführt hat. Da sich das Konzept der Gravity Gun sehr stark von herkömmlichen Waffen unterscheidet, haben die Entwickler einen großen Teil des Levels Ravenholm darauf ausgelegt, dass Spieler ihr neues Spielzeug umfangreich testen können. So kann man sich gut mit der Waffe vertraut machen und schnell ihren unglaublichen Nutzen feststellen. Eine weitere neue Waffe ist das Impulsgewehr. Dabei handelt es sich um ein futuristisches Sturmgewehr, welches zudem auch eine der stärkeren Waffen im Spiel ist. Combine-Soldaten gehen damit schnell in die Knie, allerdings kann man auch nicht viel Munition für das Ding mitschleppen. Alternativ kann man mit dem Impulsgewehr einen Energieball abschießen, der einen Gegner bei Kontakt in Luft auflösen lässt. Insgesamt hat man 11 unterschiedliche Waffen zur Verfügung. Das sind zwar weniger als noch im Vorgänger, genug Abwechslung bieten sie aber trotzdem noch.
Zusammen mit einigen Detailverbesserungen wie einer Zoom-Funktion spielt sich Half-Life 2 deutlich besser und runder als der erste Teil. Doch nicht alles an dem Spiel ist perfekt. Ein großes Manko sind die neuen Fahrzeugabschnitte, die hauptsächlich in der Mitte des Spiels angesiedelt sind. Diese sind viel zu langatmig und es kommen schon nach kurzer Zeit Ermüdungserscheinungen beim Spieler auf. Abgesehen davon hat sich das Spiel aber in allen Punkten gegenüber seinem Vorgänger verbessert. 


Technik:

Half-Life 2 ist von 2004, daher ist die Grafik natürlich bereits veraltet. Genauso sieht es auch mit den Animationen aus, doch trotzdem sieht das Spiel für sein hohes Alter immer noch akzeptabel aus. Dafür kann Half-Life 2 in anderen Bereichen glänzen, wie zum Beispiel der bereits genannten Physik-Engine. Nahezu jedes Objekt in der Spielwelt lässt sich aufnehmen, stapeln oder mithilfe der Gravity Gun sogar in ein Geschoss verwandeln. Das lädt zum Herumexperimentieren ein, was auch vom Gameplay unterstützt wird, da man an allen Ecken und Enden auf sie angewiesen ist. Weiterhin ist die Gegner-KI nicht schlecht. Feinde gehen in Deckung, verteilen sich und greifen nicht nur von einem Fleck aus an. Auch kleine Details, wie das Passanten bei Gesprächen immer den Spieler angucken, sogar wenn dieser sich hin und her bewegt, ist etwas, was man selbst heutzutage nur in wenigen Fällen zu Gesicht bekommt. Nachgelassen hat das Spiel beim Soundtrack. Im Gegensatz zum ersten Teil hat Half-Life 2 keine Lieder im Gepäck, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Ebenso stört der Ladebildschirm zwischen zwei Levelabschnitten, welcher auch schon im ersten Half-Life vertreten war. Die Immersion und der Spielfluss werden immens gestört, wenn das Spiel sekundenlang stecken bleibt, um den nächsten Teil zu laden. Wenn das ein oder zwei Mal passieren würde, wäre das ja nicht weiter schlimm, aber da die Level sehr lang sind, vergeht nicht eine Spielsitzung, in der man nicht davon ausgebremst wurde.
Fazit:

Damals wie heute ist Half-Life 2 ein fantastisches Spielerlebnis. Mit Ausnahme der Fahrzeuglevel funktionieren alle Gameplay-Mechaniken immer noch grandios und stellen den ersten Teil regelrecht in den Schatten. Auch die Geschichte hat mir dieses Mal besser gefallen, da sie aufgrund der vielen Unklarheiten ein größeres Interesse weckt und mit dem offenen Ende Raum schafft, um die Geschichte um Gordon Freeman spannend weiterzuerzählen.

Ich vergebe 9/10 Punkte an Half-Life 2.

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