Dienstag, 18. April 2017

Shadow of the Colossus HD - Review


Story:

Der junge Krieger Wander leidet unter einem tiefen Schmerz. Seine Geliebte, die Jungfrau Mono, verstarb bei einer Opferung in der Heimat des jungen Paares. Der Verlust ist für den begabten Kämpfer unerträglich. Da erinnert er sich an eine alte Geschichte. In einem verbotenen Land, das am Ende der Welt liegt, soll ein Wesen existieren, das die Macht hat, die Seelen der Verstorbenen zu kontrollieren. Diesem Wesen, welches auf den Namen Dormin hört, soll es mit einem Zauber möglich sein, die Seele eines Toten in das Reich der Lebenden zurückzubringen. Auch wenn es vielleicht nur eine Legende ist, zögert Wander nicht lange und will seine einzige Chance Mono zu retten in die Tat umsetzen. Dazu klaut er ein heiliges Schwert, welches in seinem Dorf aufbewahrt wird und macht sich mit seinem treuen Ross Agro und dem verstorbenen Körper Monos auf den Weg in dieses verbotene Land.

Wander ist viele Tage und Nächte unterwegs, bis er letztendlich dieses geheimnisvolle Land erreicht. In einem gewaltigen Tempel, der sich in der Mitte des Landes befindet, erhält Wander die Gelegenheit mit Dormin zu sprechen und bittet ihn darum, Monos Seele zu retten. Dormin wäre dazu bereit diesen Wunsch zu erfüllen, doch dafür möchte er eine Gegenleistung sehen. Das verbotene Land beherbergt 16 mächtige Kolosse. Wanders Aufgabe ist es, diese zu Fall zu bringen. Sollte er diese Aufgabe erfolgreich absolvieren, wird Dormin Mono wiedererwecken. Ohne großartig Worte mit ihm zu wechseln akzeptiert Wander und macht auf den Weg, die 16 Kolosse zu finden und zu bezwingen.
Bei der Story blieb Fumito Ueda sich treu entschied sich dazu, die Geschichte ähnlich wie in ICO zunächst sehr offen zu halten. Gegen Ende des Spiels gewinnt die Geschichte dann schlagartig an Spannung und Dramatik, in dem sie erst jetzt dem Spieler das gesamte Ausmaß der Ereignisse darlegt, welche ihn bisher begleitet haben. Das kommt durchaus überraschend und lässt Shadow of the Colossus mit einem gewaltigen Knall enden. Gleichzeitig bleiben aber auch viele Fragen ungeklärt. Hier ist die Fantasie des Spielers gefragt, um diese Lücken zu schließen. Die Entwickler haben hier wieder einen guten Riecher bewiesen und genau so viel vorgegeben wie nötig ist, damit die Geschichte Sinn ergibt, sie aber so viel Spielraum zur Interpretation lässt, dass jeder Spieler sich seine eigene Rahmenhandlung stricken kann. Das ist etwas, was ich schon immer an den Team Ico-Spielen mochte. Nicht nur bleibt durch diese Erzählweise das Spiel länger im Kopf, jeder Spieler kann sich dadurch mit genug Vorstellungskraft seine eigene Welt aufbauen.


Gameplay:
 
Das Gameplay lässt sich grob in zwei Teile einteilen. Der Erste ist die Reise zu einem Koloss. Diese hausen in 16 Kampfarenen, die im gesamten verbotenen Land verteilt sind. Um diese zu finden muss man das Schwert benutzen, welches man bei sich trägt. Wie man von Dormin erfährt dient es nicht nur als Waffe, sondern auch als Wegweiser. Hält man es in einem sonnigen Plätzchen in die Luft, erscheint ein Lichtstrahl, welcher schnurstracks in Richtung des nächsten Kolosses zeigt. Wenn man diesem also folgt, kommt man auch zum Koloss.
Der zweite Gameplay-Aspekt ist der Kampf gegen die Kolosse selbst. Die Kämpfe stellen das augenscheinliche Highlight des Spiels dar. Nachdem man also einen Koloss gefunden hat, geht es nun darum, ihn zu töten. Dazu muss man die gewaltigen Kreaturen hochkraxeln und ihre Schwachstellen ausfindig machen, von denen jeder Koloss eine oder mehrere besitzt. Ihr Aussehen erinnert an ein Siegel und um dieses zu durchbrechen, wird erneut das Schwert benötigt. Gibt man den Koloss an dieser Stelle einen kraftvollen Stich, verliert dieser Energie. Hat ein Koloss keine Energie mehr, ist er besiegt. Die Kolosse jedoch sind nicht gerade interessiert daran, dass ihnen da gerade jemand den Garaus machen will und wissen sich zu verteidigen. Damit man also selbst den Kampf lebend übersteht, muss man für jeden Koloss eine andere Taktik anwenden und jedes Hilfsmittel ausnutzen, was man zur Verfügung hat. Neben dem sich im Gepäck befindenden Bogen und dem treuem Pferd Agro ist es auch manchmal die Kampfarena selbst, dessen Strukturen man ausnutzen muss, um einen Koloss zu bezwingen.
Und im Prinzip ist es das auch schon. Das Gameplay ist so minimalistisch und reduziert wie möglich gehalten, damit der Spieler bei der Sache bleibt. Er soll nur eine Sache im Kopf haben und das ist die Rettung von Mono. Glücklicherweise ist das Gameplay spannend genug um den Spieler bei der Stange zu halten. Die Kämpfe gegen die Kolosse sind richtig fesselnd und durch die fantastische musikalische Untermalung auch sehr episch. Die Reise zu ihnen ist dabei eine willkommene Abwechslung. Sie sind sehr ruhig gehalten und stehen damit in einem starken Kontrast zu den sehr dynamischen Kämpfen. Ideal, um die sonst sehr triste und melancholische Stimmung im verbotenen Land einzufangen, doch dazu komm ich später noch. Viel mehr jedoch möchte ich auf den Mehrwert der Reisen eingehen. Besonders diejenigen, die sich dazu entschließen, Shadow of the Colossus mehrmals durchzuspielen, werden feststellen, dass sie mit jedem Durchgang immer mehr Zeit in die Erkundung des Landes stecken werden. Denn auch wenn man es auf den ersten Blick nicht erkennt, das verbotene Land hat mehr zu bieten als man vermuten mag. Doch nur wer sich intensiver mit Shadow of the Colossus und den Team Ico-Spielen an sich beschäftigt wird sich auch erschließen, was man alles in diesem so leer wirkenden Land entdecken kann.


Technik:

An dieser Stelle möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ich das HD-Remake für die PlayStation 3 gespielt habe. Dementsprechend bezieht sich alles, was ich im folgenden Abschnitt anschneide, auf diese Version. Technisch hat sich das Spiel in einigen Bereichen echt gut gehalten. Der Soundtrack zum Beispiel ist eine Klasse für sich. Besonders die Lieder, die während eines Kampfes mit einem Koloss ertönen, sind phänomenal. Wer eine fette Anlage oder zumindest gute Kopfhörer zu Hause hat, sollte laut aufdrehen. Es lohnt sich. Weiterhin sehen die Designs der 16 Kolosse immer noch erstaunlich aus. Damals wie heute schaffen es ihre genialen Designs, den Spieler wahrlich zu beeindrucken. Auch einige Areale wie ein kleiner Wald in der Mitte der Karte und die sich im Süden befindende Sandwüste sehen auch heute noch relativ gut aus.
Trotzdem kann Shadow of the Colossus sein Alter von mittlerweile gut 12 Jahren nicht verstecken. Dinge wie die niedrig aufgelösten und detailarmen Texturen sowie die geringe Polygonanzahl bei den Charaktermodellen fallen trotz des HD-Facelifts ins Auge. Auch die Steuerung ist nicht optimal. Die Standard-Tastenbelegung ist ähnlich wie bei ICO ein wenig umständlich, lässt sich allerdings im Optionsmenü nach Belieben verändern. Was einigen Spielern wahrscheinlich auch negativ auffallen wird, ist das Speichersystem. Um zu speichern muss man kleine Tempel aufsuchen, die überall im verbotenen Land verstreut sind. Nur dort kann man seinen Spielstand abspeichern, denn auf eine klassische Speicherfunktion, die man aus dem Menü heraus verwendet, wurde verzichtet. Das hat auch einen Grund, auf den ich im folgenden Abschnitt nun zu sprechen komme.


Präsentation:

Die größte Stärke des Spiels liegt in der dichten Atmosphäre, welche es erzeugt. Der Spieler wird nie aus der Immersion gerissen. Alles ist darauf ausgelegt, dass er stets mit dem Gedanken bei der Sache bleibt. Das ist auch der Grund, warum man sich für dieses eher umständliche Speichersystem entschieden hat. Das Spiel soll wie eine kontinuierliche Reise ablaufen und ein Speichersystem, bei dem man diese Reise unterbrechen müsste, würde auch das Gefühl zerstören. Das verbotene Land selbst fühlt sich sehr kalt und einsam an, was besonders durch die sehr trist wirkende Umgebung erzeugt wird. In der Landschaft gibt es so gut wie kein Leben. Man trifft hier und da vereinzelt mal auf einzelne Bäume und Tiere, aber das war’s. In Kombination mit der völligen Abstinenz von Musik während der Reise wird dieser Effekt noch verstärkt. Monos Rettung ist nun mal kein Zuckerschlecken weshalb die Entwickler ganz bewusst die Reise nicht wie ein episches Abenteuer, sondern eher wie eine schwerwiegende Aufgabe inszeniert haben.
Unter diesen Umständen wächst dabei die Beziehung, die man zu seinem Pferd Agro hat. Sie geht in eine ähnliche Richtung wie die anderen Beziehungen, welche in den Team Ico-Spielen etabliert werden. Während alles um einen herum düster und lebensfeindlich erscheint, ist Agro der einzige Begleiter, der einem nie von der Seite rückt. Daher wird das Pferd mit der Zeit immer mehr zu einem guten Freund, auf den man sich verlassen kann.

Auch die Kolosse nehmen Einfluss auf den Spieler. Sie sind keinesfalls austauschbare 0815-Endbosse, die man schnell wieder vergisst. Im Gegenteil, die Kolosse gehören wohl zu den Bossgegnern, die einem am längsten im Kopf bleiben. Nicht nur ihre Größe, sondern auch ihr Verhalten lässt sie wie einzigartige Lebewesen wirken, denen man in manchen Fällen nicht mal etwas antun möchte. Das führt letztendlich dazu, dass man sich nach einigen Kämpfen wirklich schlecht fühlt, einen Koloss getötet zu haben. Allerdings hängt es sehr stark vom Spieler ab, ob er diese emotionale Komponente auch empfindet. Einige Kolosse lösen nämlich auch Angst und Hass im Spieler aus, wodurch es natürlich etwas schwieriger fällt, Mitgefühl zu empfinden. 


Fazit:

Shadow of the Colossus ist zurecht ein Klassiker geworden. Das Spiel liefert eine tolle Erfahrung ab, die sowohl für Freunde spannender, actionreicher Kämpfe als auch Genießer einer dichten Atmosphäre einen Blick wert ist. Shadow of the Colossus schafft es Spieler auf vielen verschiedenen Ebenen abzuholen und die offen gestaltete Handlung lässt die Community auch heute noch über die letzten Geheimnisse des Spiels rätseln. All das macht das Spiel auch weiterhin interessant. Wer Lust auf ein andersartiges aber nicht minder spannendes Action-Adventure hat, kann sich also auch heute noch auf einen Trip durch das verbotene Land begeben.

Ich vergebe 9/10 Punkten an Shadow of the Colossus.

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