Story:
Der junge Krieger
Wander leidet unter einem tiefen Schmerz. Seine Geliebte, die Jungfrau Mono,
verstarb bei einer Opferung in der Heimat des jungen Paares. Der Verlust ist
für den begabten Kämpfer unerträglich. Da erinnert er sich an eine alte
Geschichte. In einem verbotenen Land, das am Ende der Welt liegt, soll ein
Wesen existieren, das die Macht hat, die Seelen der Verstorbenen zu
kontrollieren. Diesem Wesen, welches auf den Namen Dormin hört, soll es mit
einem Zauber möglich sein, die Seele eines Toten in das Reich der Lebenden
zurückzubringen. Auch wenn es vielleicht nur eine Legende ist, zögert Wander
nicht lange und will seine einzige Chance Mono zu retten in die Tat umsetzen.
Dazu klaut er ein heiliges Schwert, welches in seinem Dorf aufbewahrt wird und
macht sich mit seinem treuen Ross Agro und dem verstorbenen Körper Monos auf
den Weg in dieses verbotene Land.
Wander ist viele Tage
und Nächte unterwegs, bis er letztendlich dieses geheimnisvolle Land erreicht.
In einem gewaltigen Tempel, der sich in der Mitte des Landes befindet, erhält
Wander die Gelegenheit mit Dormin zu sprechen und bittet ihn darum, Monos Seele
zu retten. Dormin wäre dazu bereit diesen Wunsch zu erfüllen, doch dafür möchte
er eine Gegenleistung sehen. Das verbotene Land beherbergt 16 mächtige Kolosse.
Wanders Aufgabe ist es, diese zu Fall zu bringen. Sollte er diese Aufgabe
erfolgreich absolvieren, wird Dormin Mono wiedererwecken. Ohne großartig Worte
mit ihm zu wechseln akzeptiert Wander und macht auf den Weg, die 16 Kolosse zu finden
und zu bezwingen.
Bei der Story blieb
Fumito Ueda sich treu entschied sich dazu, die Geschichte ähnlich wie in ICO zunächst sehr offen zu halten. Gegen
Ende des Spiels gewinnt die Geschichte dann schlagartig an Spannung und
Dramatik, in dem sie erst jetzt dem Spieler das gesamte Ausmaß der Ereignisse
darlegt, welche ihn bisher begleitet haben. Das kommt durchaus überraschend und
lässt Shadow of the Colossus mit
einem gewaltigen Knall enden. Gleichzeitig bleiben aber auch viele Fragen
ungeklärt. Hier ist die Fantasie des Spielers gefragt, um diese Lücken zu
schließen. Die Entwickler haben hier wieder einen guten Riecher bewiesen und
genau so viel vorgegeben wie nötig ist, damit die Geschichte Sinn ergibt, sie
aber so viel Spielraum zur Interpretation lässt, dass jeder Spieler sich seine
eigene Rahmenhandlung stricken kann. Das ist etwas, was ich schon immer an den
Team Ico-Spielen mochte. Nicht nur bleibt durch diese Erzählweise das Spiel
länger im Kopf, jeder Spieler kann sich dadurch mit genug Vorstellungskraft
seine eigene Welt aufbauen.
Gameplay:
Das Gameplay lässt
sich grob in zwei Teile einteilen. Der Erste ist die Reise zu einem Koloss.
Diese hausen in 16 Kampfarenen, die im gesamten verbotenen Land verteilt sind.
Um diese zu finden muss man das Schwert benutzen, welches man bei sich trägt.
Wie man von Dormin erfährt dient es nicht nur als Waffe, sondern auch als
Wegweiser. Hält man es in einem sonnigen Plätzchen in die Luft, erscheint ein
Lichtstrahl, welcher schnurstracks in Richtung des nächsten Kolosses zeigt. Wenn
man diesem also folgt, kommt man auch zum Koloss.
Der zweite Gameplay-Aspekt
ist der Kampf gegen die Kolosse selbst. Die Kämpfe stellen das
augenscheinliche Highlight des Spiels dar. Nachdem man also einen Koloss
gefunden hat, geht es nun darum, ihn zu töten. Dazu muss man die gewaltigen
Kreaturen hochkraxeln und ihre Schwachstellen ausfindig machen, von denen jeder
Koloss eine oder mehrere besitzt. Ihr Aussehen erinnert an ein Siegel und um
dieses zu durchbrechen, wird erneut das Schwert benötigt. Gibt man den Koloss
an dieser Stelle einen kraftvollen Stich, verliert dieser Energie. Hat ein
Koloss keine Energie mehr, ist er besiegt. Die Kolosse jedoch sind nicht gerade
interessiert daran, dass ihnen da gerade jemand den Garaus machen will und
wissen sich zu verteidigen. Damit man also selbst den Kampf lebend übersteht,
muss man für jeden Koloss eine andere Taktik anwenden und jedes Hilfsmittel
ausnutzen, was man zur Verfügung hat. Neben dem sich im Gepäck befindenden
Bogen und dem treuem Pferd Agro ist es auch manchmal die Kampfarena selbst,
dessen Strukturen man ausnutzen muss, um einen Koloss zu bezwingen.
Und im Prinzip ist es
das auch schon. Das Gameplay ist so minimalistisch und reduziert wie möglich
gehalten, damit der Spieler bei der Sache bleibt. Er soll nur eine Sache im
Kopf haben und das ist die Rettung von Mono. Glücklicherweise ist das Gameplay
spannend genug um den Spieler bei der Stange zu halten. Die Kämpfe gegen die
Kolosse sind richtig fesselnd und durch die fantastische musikalische
Untermalung auch sehr episch. Die Reise zu ihnen ist dabei eine willkommene
Abwechslung. Sie sind sehr ruhig gehalten und stehen damit in einem starken
Kontrast zu den sehr dynamischen Kämpfen. Ideal, um die sonst sehr triste und
melancholische Stimmung im verbotenen Land einzufangen, doch dazu komm ich
später noch. Viel mehr jedoch möchte ich auf den Mehrwert der Reisen eingehen.
Besonders diejenigen, die sich dazu entschließen, Shadow of the Colossus mehrmals durchzuspielen, werden feststellen,
dass sie mit jedem Durchgang immer mehr Zeit in die Erkundung des Landes
stecken werden. Denn auch wenn man es auf den ersten Blick nicht erkennt, das
verbotene Land hat mehr zu bieten als man vermuten mag. Doch nur wer sich
intensiver mit Shadow of the Colossus
und den Team Ico-Spielen an sich beschäftigt wird sich auch erschließen, was
man alles in diesem so leer wirkenden Land entdecken kann.
Technik:
An dieser Stelle
möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ich das HD-Remake für die PlayStation
3 gespielt habe. Dementsprechend bezieht sich alles, was ich im folgenden
Abschnitt anschneide, auf diese Version. Technisch hat sich das Spiel in einigen
Bereichen echt gut gehalten. Der Soundtrack zum Beispiel ist eine Klasse für
sich. Besonders die Lieder, die während eines Kampfes mit einem Koloss ertönen,
sind phänomenal. Wer eine fette Anlage oder zumindest gute Kopfhörer zu Hause
hat, sollte laut aufdrehen. Es lohnt sich. Weiterhin sehen die Designs der 16
Kolosse immer noch erstaunlich aus. Damals wie heute schaffen es ihre genialen
Designs, den Spieler wahrlich zu beeindrucken. Auch einige Areale wie ein
kleiner Wald in der Mitte der Karte und die sich im Süden befindende Sandwüste
sehen auch heute noch relativ gut aus.
Trotzdem kann Shadow of the Colossus sein Alter von
mittlerweile gut 12 Jahren nicht verstecken. Dinge wie die niedrig aufgelösten
und detailarmen Texturen sowie die geringe Polygonanzahl bei den
Charaktermodellen fallen trotz des HD-Facelifts ins Auge. Auch die Steuerung
ist nicht optimal. Die Standard-Tastenbelegung ist ähnlich wie bei ICO ein wenig umständlich, lässt sich
allerdings im Optionsmenü nach Belieben verändern. Was einigen Spielern
wahrscheinlich auch negativ auffallen wird, ist das Speichersystem. Um zu
speichern muss man kleine Tempel aufsuchen, die überall im verbotenen Land
verstreut sind. Nur dort kann man seinen Spielstand abspeichern, denn auf eine
klassische Speicherfunktion, die man aus dem Menü heraus verwendet, wurde
verzichtet. Das hat auch einen Grund, auf den ich im folgenden Abschnitt nun zu
sprechen komme.
Präsentation:
Die größte Stärke des
Spiels liegt in der dichten Atmosphäre, welche es erzeugt. Der Spieler wird nie
aus der Immersion gerissen. Alles ist darauf ausgelegt, dass er stets mit dem
Gedanken bei der Sache bleibt. Das ist auch der Grund, warum man sich für
dieses eher umständliche Speichersystem entschieden hat. Das Spiel soll wie
eine kontinuierliche Reise ablaufen und ein Speichersystem, bei dem man diese
Reise unterbrechen müsste, würde auch das Gefühl zerstören. Das verbotene Land
selbst fühlt sich sehr kalt und einsam an, was besonders durch die sehr trist
wirkende Umgebung erzeugt wird. In der Landschaft gibt es so gut wie kein
Leben. Man trifft hier und da vereinzelt mal auf einzelne Bäume und Tiere, aber
das war’s. In Kombination mit der völligen Abstinenz von Musik während der
Reise wird dieser Effekt noch verstärkt. Monos Rettung ist nun mal kein
Zuckerschlecken weshalb die Entwickler ganz bewusst die Reise nicht wie ein
episches Abenteuer, sondern eher wie eine schwerwiegende Aufgabe inszeniert
haben.
Unter diesen Umständen
wächst dabei die Beziehung, die man zu seinem Pferd Agro hat. Sie geht in eine
ähnliche Richtung wie die anderen Beziehungen, welche in den Team Ico-Spielen
etabliert werden. Während alles um einen herum düster und lebensfeindlich
erscheint, ist Agro der einzige Begleiter, der einem nie von der Seite rückt.
Daher wird das Pferd mit der Zeit immer mehr zu einem guten Freund, auf den man
sich verlassen kann.
Auch die Kolosse nehmen
Einfluss auf den Spieler. Sie sind keinesfalls austauschbare 0815-Endbosse, die
man schnell wieder vergisst. Im Gegenteil, die Kolosse gehören wohl zu den
Bossgegnern, die einem am längsten im Kopf bleiben. Nicht nur ihre Größe,
sondern auch ihr Verhalten lässt sie wie einzigartige Lebewesen wirken, denen
man in manchen Fällen nicht mal etwas antun möchte. Das führt letztendlich
dazu, dass man sich nach einigen Kämpfen wirklich schlecht fühlt, einen Koloss
getötet zu haben. Allerdings hängt es sehr stark vom Spieler ab, ob er diese
emotionale Komponente auch empfindet. Einige Kolosse lösen nämlich auch Angst
und Hass im Spieler aus, wodurch es natürlich etwas schwieriger fällt,
Mitgefühl zu empfinden.
Fazit:
Shadow of the Colossus ist zurecht ein Klassiker geworden. Das Spiel liefert eine
tolle Erfahrung ab, die sowohl für Freunde spannender, actionreicher Kämpfe als
auch Genießer einer dichten Atmosphäre einen Blick wert ist. Shadow of the Colossus schafft es
Spieler auf vielen verschiedenen Ebenen abzuholen und die offen gestaltete
Handlung lässt die Community auch heute noch über die letzten Geheimnisse des
Spiels rätseln. All das macht das Spiel auch weiterhin interessant. Wer Lust
auf ein andersartiges aber nicht minder spannendes Action-Adventure hat, kann
sich also auch heute noch auf einen Trip durch das verbotene Land begeben.
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