Dienstag, 3. Juli 2018

Gravity Rush 2 - Review


Story:

Es sind einige Monate vergangen seitdem Kat Hekseville vor den Angriffen der Nevi gerettet hat. Mittlerweile versteht sie sich sehr gut mit ihrer ehemaligen Widersacherin Raven, die Kat nun zum Schutze der Stadt unter die Arme greift. Bei einer gemütlichen Zusammenkunft in Kats Haus hören die beiden Gravity Shifter eine Durchsage, die sie darüber informiert, dass es zu einer Störung der Gravitationsgeneratoren im Regierungsgebäude Neu Hiraleon gekommen ist. Kat und Raven machen sich auf den Weg den Vorfall zu untersuchen und werden später noch durch Syd verstärkt. An der fliegenden Festung angekommen wird die Truppe von mysteriösen Gestalten angegriffen, die Kat und Raven in einen harten Kampf verwickeln. Letztendlich gewinnen die beiden jedoch die Oberhand und schlagen ihre Kontrahenten. Doch dieser Erfolg entwickelt sich leider zu einer weitaus größeren Katastrophe. Die Angreifer zerstören sich selber und erzeugen dadurch einen gewaltigen Gravitationssturm, der Neu Hiraleon, Kat, Raven und Syd verschlingt. Kat und Syd fallen in Ohnmacht und werden währenddessen von Raven, ihrer Krähe Xii und Kats Katze Dusty getrennt, wodurch Kat ihre Gravitationskräfte verliert.
Als die beiden wieder zu sich kommen wachen sie in der Bergarbeiter-Siedlung Banga auf. Dort werden sie unter die Fittiche ihrer Anführerin Lisa genommen und müssen für ihr Täglich Brot mit den anderen Bergarbeitern nach Gravitationserz graben. Die Siedler sind Kat und Syd zunächst ziemlich misstrauisch gegenüber, da sie ihnen ihre Vergangenheit nicht abkaufen. Speziell Kat erhascht dabei einige schiefe Blicke von ihren Mitmenschen, weil ihnen die Geschichte der schwerkraftmanipulierenden Superheldin mit dem Pseudonym „Gravity Queen“ nicht gerade glaubwürdig vorkommt. Als die Siedlung jedoch von Nevi attackiert wird und Kat Lisas Adoptivtochter Cecie durch ihre wiedererlangten Kräfte rettet, sind alle Zweifel verflogen und die beiden werden endgültig im Dorf akzeptiert.

Einige Zeit später beschließen die Bergarbeiter in ihre Heimat Jirga Para Lhao zurückzukehren, um ihre Vorräte aufzufüllen. Die Stadt wurde ursprünglich von Lisas Stamm der Lhao gegründet, der jedoch nach einem verlustreichen Krieg die Stadt an den nun regierenden Stadtrat abtreten musste. Dieser regiert die schwebende Stadt mit eiserner Hand und etabliert ein stark von Geld gesteuertes System, wodurch die wohlhabenden Einwohner der Stadt fast uneingeschränkt tun und lassen können was sie wollen, während die Bewohner der Slums regelrecht im Dreck verhungern. Kat kann dieser sozialen Ungerechtigkeit nicht lange zusehen und beginnt sich der Regierung und den geltenden Regeln zu widersetzen. Dadurch gerät sie immer weiter ins Visier des Stadtrats, der gewillt ist die Unruheshifterin aus dem Weg zu räumen.
Es ist nicht ganz einfach die Geschichte von Gravity Rush 2 kurz und bündig zusammenzufassen. Die Story ist bis zum Schluss vollgepackt mit Anspielungen, Twists und Enthüllungen, wodurch das Spiel dem Spieler immer etwas Neues auftischen kann. Für Veteranen ist das ein fetter Plus-Punkt, da das Spiel viele ungeklärte Fragen aus dem Vorgänger klärt und die Sicht auf die Welt von Gravity Rush vertieft wird. Neueinsteiger, die noch nie etwas von Gravitationsstürmen, Weltensäulen und Superkräften verleihenden Katzen etc. gehört haben, werden vor allem am Anfang nur Bahnhof verstehen. Wer Gravity Rush 2 spielen will muss sich vorbereiten. Ich kann wirklich nur empfehlen den grandiosen Vorgänger zu spielen und den charmanten Kurz-Anime Gravity Rush: Overture anzuschauen. Wenn man das getan hat kann man sich an dieses Spiel wagen, wobei man sich zuerst auch noch den kostenlosen DLC ansehen sollte, den ich später noch ansprechen werde.

Hat man das erledigt kann die Geschichte von Gravity Rush 2 ihr gesamtes Potenzial abrufen. Wie bereits angesprochen durchläuft die Handlung mehrere Wandlungen, wodurch sie stets interessant bleibt und man immer etwas Neues erfährt. Die Charaktere sind weiterhin eine große Stärke des Spiels. Von den aus dem ersten Teil bekannten Charakteren bekommen vor allem Syd und Raven deutlich mehr Tiefgang. Besonders Ravens Werdegang steht häufig im Fokus, was sogar so weit geht, dass sie im Verlauf des Spiels eine Art zweite Protagonistin wird. Da Kats Charakter bereits im ersten Teil ziemlich ausgereift war, wurde eigentlich nur ihre Hintergrundgeschichte aufgeklärt. Das ist aber auch in Ordnung, da viel mehr bereits unnötig gewesen wäre und ihren Charakter womöglich überladen hätte. Von den neuen Charakteren konnte mich vor allem Lisa überzeugen, die eine weitaus tiefgründigere Persönlichkeit hat, als es zunächst den Anschein hat. Nichtsdestotrotz kann es sich aber auch Gravity Rush 2 nicht vollständig verkneifen die Klischee-Keule zu schwingen. Wie im ersten Teil trifft das besonders auf die Antagonisten zu, die scheinbar nur das Gute im Bösen sehen können. Dieser Umstand sei dem Spiel jedoch gegönnt, denn Gravity Rush 2 reizt das Klischee des personifizierten Bösen nicht zu stark aus, sodass es nicht nervig wird und nutzt es stattdessen für einen Haufen denkwürdiger Momente. Ohne ein so klares Feindbild wäre es nicht möglich gewesen ein dermaßen emotionales und packendes Ende zu kreieren, dass mich zu Tränen gerührt hat, wie es selten ein anderes Spiel geschafft hat.
Gameplay:

Das Gameplay hat im Vergleich zum ersten Teil deutlich an Tiefgang gewonnen. Grundsätzlich kann man sagen, dass für Gravity Rush 2 die bekannte Sequel-Formel „größer, schneller, weiter heraus, höher hinaus“ angewendet wurde. Das Spiel hat sich so ziemlich alle Mechaniken des Vorgängers geschnappt und sie auf die nächste Stufe gebracht, doch fangen wir erst mal ganz allgemein an.

Wie schon Teil eins handelt es sich auch bei Gravity Rush 2 um ein Open World-Spiel, dass einem von Anfang an die gesamte Karte zur Erkundung bereitstellt. Ein großer Teil des Spiels findet in der eingangs bereits erwähnten Stadt Jirga Para Lhao statt. Diese ist im Vergleich zu der aus dem Vorgänger bekannten Stadt Hekseville, welche man im Verlauf des Spiels ebenfalls wieder besucht, sehr viel vertikaler gestaltet. Die einzelnen Stadtteile befinden sich nicht mehr nebeneinander, sondern übereinander, was die vorherrschenden, sozialen Unterschiede in der Stadt nochmals unterstreicht. Weiterhin bestehen die Stadtteile aus vielen verschiedenen fliegenden Inseln mit unterschiedlichen Charakteristiken, was das Erforschen der Spielwelt mithilfe der verschiedenen Gravitationskräfte nochmal eine Spur interessanter macht.

Kats Fähigkeit der Schwerkraftmanipulation ist nach wie vor das Rückgrat des Gameplays von Gravity Rush 2. Durch Tastendruck kann Kat die Schwerkraft in ihrer Umgebung verändern, wodurch sie quasi in der Lage ist zu fliegen. Diese Fähigkeit wird zur Transportation, für Kämpfe und das Meistern von Aufgaben herangezogen. Der erste Teil hatte bereits gut gezeigt, welches Potential diese innovative Gameplay-Mechanik hat. Im zweiten Teil wurde dieses Konzept nun in vielerlei Hinsicht erweitert. Die auffälligste Neuerung sind die Gravity Styles. Neben Kats Standard-Style, der über dieselben Fähigkeiten wie im ersten Teil verfügt, erlernt Kat im Verlauf des Spiels zwei neue Gravity Styles, den Lunar Style und den Jupiter Style.
Der Lunar Style zeichnet sich dadurch aus, dass er Kats Gewicht erheblich reduziert. Am Boden kann sie dadurch schneller laufen und höher springen. Zudem kann sie sich durch ihr niedriges Gewicht in diesem Modus auf allen Oberflächen fortbewegen. Selbst über Wasser laufen stellt kein Problem dar. In der Luft fällt besonders die geringere Fallgeschwindigkeit auf. Dadurch gleitet Kat fast schon mehr durch die Luft, wenn sie eine Ausweich-Rolle ausführt, was im freien Fall nur mit diesem Gravity Style möglich ist. Der Lunar Style erweitert darüber hinaus Kats Moveset. Durch halten der Sprung-Taste kann Kat einen Supersprung aufladen, mit dem sie mal eben über ganze Gebäude hopsen kann. Zudem erlernt sie eine Art Hechtsprung, der Kat in hoher Geschwindigkeit nach vorne katapultiert und so ein schnelleres Vorankommen ermöglicht. Ihre Gewichtsabnahme beeinflusst auch ihre Schwerkraftfähigkeiten. Grundsätzlich macht der Lunar Style Kats Schwerkraftkräfte leichter zu kontrollieren und deutlich agiler, dafür bewegt sie sich jedoch langsamer und ihre Angriffe verursachen weniger Schaden. Der Standard-Gravity Kick wird in diesem Style durch den sogenannten Wormhole Kick ersetzt. Bei diesem teleportiert sich Kat über eine gewisse Distanz und taucht kurz vor ihrem Ziel wieder auf, um ihrem Opfer einen schnellen Tritt zu verpassen, der durch weiteres Drücken der Angriffstaste zu einer kleinen Kombo erweitert werden kann. Bei den normalen Attacken kommen kurze und schnelle Kombos zum Einsatz. Diese sollen Kat möglichst lange in der Luft halten bzw. in die Luft bringen, wo sie deutlich stärkere Attacken durchführen kann.
Der Jupiter Style ist so ziemlich das genaue Gegenteil des Lunar Styles. Dieser macht Kat um ein Vielfaches schwerer. Dadurch verringert sich ihre Laufgeschwindigkeit und ihre Sprunghöhe, ihre Fallgeschwindigkeit steigt jedoch in diesem Style rapide an. Auch ihre Angriffe werden zwar langsamer, doch die mächtigen Hiebe können Gegner schnell aus den Socken hauen. In der Defensive weicht Kat nun nicht mehr Angriffen aus, sondern blockt sie wie ein Boxer ab. Ein ähnliches Bild überträgt sich auch auf den Schwerkraftmodus. Kat ist im Jupiter Style verdammt schwer zu kontrollieren, doch dafür ist man unglaublich schnell. Ähnlich wie im Lunar Style ersetzt auch der Jupiter Style den Gravity Kick durch eine neue Attacke, in diesem Fall durch den mächtigen Surge Kick. Dieser ist aufladbar und sobald Kat mit diesem Tritt auf einer Oberfläche landet, sendet sie eine Schockwelle aus, die Gegnern in der Umgebung Schaden zufügt.
Besonders erwähnen möchte ich das neue Stasis-Feld. Dieses wurde im Vorgänger eher stiefmütterlich behandelt und es gab nur selten Momente, wo sich diese Fähigkeit wirklich sinnvoll einsetzen ließ. In Gravity Rush 2 hat man dieses Problem gefixt. Das neue Stasis-Feld lässt sich viel schneller einsetzen und man findet häufiger Gegenstände, die man auf Gegner abfeuern kann. Darüber hinaus verändert sich je nach Gravity Style das Stasis-Feld ein wenig. Im Lunar Style wird das Stasis-Feld Vortex-Feld genannt, da die Wurfobjekte einen kleinen Strudel erzeugen, welche einem Feind über einen längeren Zeitraum Schaden zufügen. Im Jupiter Style kommt hingegen der Debris Ball zum Einsatz. Bei dieser Fähigkeit werden alle durch das Stasis-Feld aufgenommenen Objekte zu einer Kugel geformt, welche man auf seine Gegner schmeißen kann. So ein Treffer kann zwar enorm austeilen, doch es ist schwierig mit einem Debris Ball bewegliche Ziele zu treffen, was den Angriff in vielen Situationen eher unpraktisch macht.

Eine weitere Neuheit ist der SP-Balken. Dieser befindet sich unterhalb von Kats Lebensanzeige und ist für das Stasis-Feld und Spezialangriffe relevant. Um den SP-Balken zu füllen gilt es sich in Kämpfe zu schmeißen und Gegner auszuschalten. Mit jedem erfolgreichen Angriff füllt sich die Leiste ein wenig auf. Hat man die Anzeige zu einem bestimmen Maß gefüllt, kann man durch kurzzeitiges Halten der Kreis-Taste ein stärkeres Stasis-Feld erzeugen, dass die Wirkung der eingefangenen Wurfobjekte erhöht. Ist die Leiste komplett gefüllt, kann man einen Spezial-Angriff ausführen. Dabei kommen dieselben Fähigkeiten wie im ersten Teil zum Einsatz, die nun jedoch auf die einzelnen Gravity Styles verteilt wurden. Im Standard-Style führt Kat die Spiral-Klaue aus. Kat dreht sich dabei in hoher Geschwindigkeit um sich selbst und attackiert wie ein Bohrer selbstständig verschiedene Gegner in ihrer Umgebung. Der Gravity Typhoon wurde dem Lunar Style zugeordnet. Hierbei sammelt Kat massenhaft Objekte aus ihrem Umfeld auf und schleudert sie auf ihre Widersacher. Im Jupiter Style steht Kat das Schwarze Loch zur Verfügung. Dieses saugt Gegner in ihrer näheren Umgebung auf und fügt den eingesaugten Angreifern Schaden zu.
In Sachen Umfang wurde Gravity Rush 2 ordentlich aufgebohrt. Neben den knapp 30 Story-Missionen bietet das Spiel dutzende Nebenmissionen. Die Story-Missionen folgen dabei einem ähnlichen Konzept wie im Vorgänger. Die Missionsziele sind in der Regel recht simpel, nehmen sich aber mehr Zeit um die Geschichte voranzutreiben und fallen dementsprechend länger aus als zuvor. Die Nebenmissionen gehen eher als Nebengeschichten durch und kommen in allen möglichen Formen und Farben. Mal gilt es Rennen gegen die trainierten Renn-Möwen eines Drillings-Brüdergespann zu gewinnen, an anderer Stelle wird man beauftragt die Leiden eines alten Mannes zu besänftigen, in dem man für ihn Fotos von attraktiven Frauen knipst und dann gibt es noch eine Quest-Reihe, bei der man für einen Film-Dreh als Schauspielerin verschiedene Stunts vollziehen muss. Einige dieser Nebengeschichten stechen besonders heraus, da sie einzigartige Gameplay-Mechaniken ins Spiel bringen, die an keiner anderen Stelle Verwendung finden. Das beste Beispiel dafür ist eine Side-Quest, bei der man für die Polizei ein Verbrechen auflösen muss. Das Spiel setzt den Spieler dazu in eine Verhörsituation und man muss bestimmte Personen nach Informationen befragen. Anhand der Aussagen und Reaktionen der Befragten muss so der Täter ermittelt werden, was mich sofort an L.A. Noire denken ließ.
Manche Nebenmissionen verfallen allerdings zu simplen Tutorial-Missionen, da diese neue Herausforderungen freischalten und die Quest dazu genutzt wird, dem Spieler das Konzept zu erklären. Positiv zu erwähnen ist jedoch das diese Quests immerhin zufriedenstellend abgeschlossen werden, da man im Anschluss mit den Questgebern nochmals in Kontakt kommt und die bewältigte Aufgabe in einem kurzen Gespräch reflektiert wird. Auch viele weitere Quests nutzen so einen Abschluss für eine Nebenaufgabe, was ein subtiler aber sehr effizienter Weg ist so eine kleine Geschichte zu beenden. Bei den Herausforderungen selbst hat sich im Vergleich zum ersten Teil nicht viel verändert. Hier ist der Spieler wieder gefordert Kats Fähigkeiten zu nutzen, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Das kann mal ein Rennen, ein Kampf gegen Wellen von Nevi oder eine speziellere Aufgabe wie die möglichst schnelle Verteilung von Zeitungen an die Abonnenten eines Verlags sein. Durch Erfüllen dieser Aufgaben stellt man einen Highscore auf und erfüllt dieser eine gewisse Mindestpunktzahl, wird man für seine Leistung mit kostbaren Juwelen belohnt, die wie im ersten Teil als Währung genutzt werden.

In Gravity Rush 2 gibt es aber noch andere Wege an Geld zu kommen. Zunächst einmal sind wie im Original kostbare Juwelen in der Spielwelt verstreut, sodass man sie nur finden und einsammeln muss. Zusätzlich bietet das Spiel aber nun die Möglichkeit an die Juwelen in speziellen Minen abzubauen. Dieses Feature ist allerdings vielmehr ein Schwachpunkt. Das Abbauen von Juwelen ist nicht wirklich interessant gestaltet. Im Prinzip fliegt man einfach nur minutenlang durch ein riesiges Gebiet und bearbeitet Gravitationserz, welches bei Zerstörung die kostbaren Juwelen freigibt. Die Ausbeute ist dabei recht gering. Ich war teilweise für gut eine halbe Stunde in einem Gebiet unterwegs und habe letztendlich nur ca. 500-600 kostbare Juwelen an einem guten Tag gesammelt. Das ist ziemlich wenig wann man bedenkt, dass man im späteren Spielverlauf einen fünfstelligen Betrag für den Erwerb von Upgrades braucht. Hinzu kommt, dass es sich nicht immer lohnt die Minen zu besuchen, da es in ihnen mal mehr und mal weniger Erz zum Abbauen zu finden gibt. Interessanter ist da schon der Delvool-Graben. Diesen kann man betreten, wenn in einem Minengebiet ein lokaler Gravitationssturm auftaucht. Im Delvool-Graben wird diese Mine in kleinere Level eingeteilt, in denen man massenhaft Gravitationserz abbauen und am Ende eine kleine Herausforderung meistern muss, um die nächste Stufe des Grabens zu erreichen, wo sich das Spiel wiederholt. Das bringt nicht nur mehr Abwechslung, es ist auch noch lohnenswerter, da man gut das fünffache an kostbaren Juwelen in derselben Zeit sammeln kann.
Mit dem verdienten Geld lassen sich Verbesserungen für Kats Fähigkeiten kaufen. Der Skill Tree ist dabei ein wenig entschlackt wurden, da Verbesserungen wie eine größere Lebensanzeige oder ein länger anhaltender Schwerkraftmodus nun im Spielfortschritt freigeschaltet werden. Dafür beinhaltet der Skill Tree aber auch Verbesserungen für alle Gravity Styles, die parallel freigeschaltet werden, wenn man die nächste Stufe einer Fähigkeit erreicht.

Neben dem Skill Tree lassen sich Kats Fähigkeiten aber auch mit den neuen Talismanen verbessern, welche man ebenfalls in den Minen finden kann. Kat kann man mit drei verschiedenen Arten von Talismanen ausrüsten. Diese verfügen über verschiedene Effekte, die sich teilweise überlappen, zum Großteil allerdings für jede Art einzigartig sind. Oftmals werden solche Gimmicks in Spielen genutzt um beim Marketing ein Argument für ein tiefgründigeres Gameplay zu bieten, welches letztendlich aber gar keinen Unterschied macht. Doch nicht so in Gravity Rush 2. Die Talismane bringen spürbare Vorteile mit sich und wer ein gutes Setup wählt kann Kat für viele verschiedene Situationen deutlich besser rüsten. Allerdings ist das System nicht perfekt. Was hier besonders fehlt ist die Übersicht. Talismane lassen sich sehr schnell in großen Mengen erfarmen und daher dauert es nicht lange, bis man hunderte von den Dingern gesammelt hat, man aber überhaupt noch nicht richtig verstanden hat, wie man die Talismane am besten einsetzt. Es gibt zwar ein paar Sortierfunktionen, mit denen man seine Talismane nach bestimmten Fähigkeiten filtern kann, doch bei der Masse hat mir das nicht genügt, um auch im späteren Spielverlauf eine Übersicht über meine Sammlung zu bekommen. Dieses Problem hätte man in den Griff kriegen können, wenn man bereits früher die Möglichkeit freischalten würde, Talismane zu stärkeren Vertretern mit mehreren und besseren Fähigkeiten zu kombinieren. Dadurch würde man sich intensiver mit diesem neuen Feature beschäftigen, bevor es so unübersichtlich wird, dass es eine Geduldsprobe wird sich darein zu arbeiten. Darüber hinaus wäre es praktisch, wenn man seine ausgerüsteten Talismane ähnlich wie z.B. in Mass Effect: Andromeda in Sets abspeichern könnte. So könnte man ein Setup ausprobieren, dieses bei Erfolg in einem Set vermerken, dann eine neue Kombination testen und falls diese nichts ist zum alten Setup zurückwechseln, ohne sich die Talismane erst wieder raussuchen zu müssen.
Zum Abschluss möchte ich noch den Multiplayer-Aspekt des Spiels ansprechen. Gravity Rush 2 hat einen sehr ungewöhnlichen asynchronen Multiplayer. Was genau heißt „asynchroner Multiplayer“ fragt ihr euch? Nun, zunächst einmal bedeutet das nicht, dass man gleichzeitig mit anderen Spielern zusammenspielt. Der Multiplayer ist am besten mit den Geist-Daten aus Mario Kart zu vergleichen. Hierbei kann ein Spieler eine gefahrene Bestzeit an einen anderen Spieler senden. Nimmt dieser die Daten an kann er gegen ein geistliches Abbild des Spielers antreten, von dem er die Daten erhalten hat und versuchen, ihn zu besiegen. Und in einem ähnlichen Stil läuft der Multiplayer in Gravity Rush 2 ab. Dieser wird freigeschaltet, sobald man von Syd beim ersten Betreten von Jirga Para Lhao eine Kamera erhält, welche ein zentrales Element beim Online-Modus einnimmt. Es gibt drei Aktivitäten, welche man verfolgen kann: Foto-Bewertungen, Highscore-Herausforderungen und Schatzjagden. Zunächst wären da die Fotobewertungen. Hier ist der Name Programm. Man bewertet Fotos von anderen Spielern. Dazu besucht man aber nicht deren Social Media-Kanäle (das wäre ja witzlos 😉), sondern muss stattdessen den Ort finden, wo der Spieler seinen Schnappschuss getätigt hat, den man an einer bläulichen Silhouette von Kat erkennen kann. Hat man einen solchen Ort gefunden kann man das Bild einsehen und dieses entweder mit „Super“ oder „Okay“ bewerten. Durch die Bewertung wird man mit sogenannten Dusty-Tokens belohnt, auf die ich gleich noch zurückkomme.
Als nächstes wären da die Highscore-Herausforderungen. Hier kann man einen in einer Herausforderung aufgestellten Highscore an einen anderen Spieler schicken, der dann versuchen kann diesen Rekord zu brechen. Um die Aktionen des anderen Spielers nachvollziehen zu können, sieht man seinen Geist der zeigt, wie der Highscore-Aufsteller seinen Rekord erzielt hat. Dieser Modus entspricht wohl am ehesten dem eingangs erwähnten Mario Kart-Vergleich. Als letztes wären da noch die Schatzjagden, welche meiner Meinung nach am interessantesten sind. Bei diesen spawnt irgendwo in der offenen Spielwelt eine Schatztruhe in Form eines Apfels. Diese muss vom Spieler gefunden werden und bekommt als Hilfsmittel ein Bild von einem anderen Spieler, der den Schatz gefunden und ein Foto davon gemacht hat. Dieses Foto dient im Prinzip als Wegweiser, da man das Bild nach Hinweisen analysieren muss, die einem zum Aufenthaltsort des Schatzes führen. Hat man den Schatz gefunden muss man nun selbst ein Foto mit Hinweisen schießen, welches dann zum nächsten Spieler versendet wird. Für das absolvieren dieser Aufgaben erhält man neben Geld Dusty Tokens. Mit diesen kann man bestimmte Boni wie neue Kostüme für Kat oder Foto-Objekte freischalten, die man für kreative Kamera-Aufnahmen verwenden kann.
Alles im allen wurde das Gameplay-Konzept von Gravity Rush 2 deutlich verbessert. Gerade die neuen Gravity Styles bringen mehr Abwechslung und eine gewisse taktische Komponente, wodurch das Spiel den Tiefgang bekommt, der im ersten Teil noch gefehlt hat. Zwar sind nicht alle Neuerungen ideal umgesetzt wurden, dennoch hat Gravity Rush 2 einen großen Sprung nach vorne gemacht. Der Multiplayer ist dabei eine echte Bereicherung für das Spiel. Auf dem Papier klingt der Part zwar nach nichts besonderem, doch wenn man einmal ein paar Runden gespielt hat merkt man, wie gut die Mehrspieler-Komponente ins Spiel passt. Wer also vorhat Gravity Rush 2 zu spielen sollte sich spurten, denn Mitte Juli werden die Server des Spiels heruntergefahren und der Online-Modus damit abgestellt. Daher sollte man nicht lange fackeln, denn der Multiplayer ist etwas, was man zumindest mal gesehen haben sollte.


Technik:

Der erste Teil wurde ursprünglich mal für die PlayStation 3 entwickelt, erschien letztendlich aber auf der gefloppten PlayStation Vita. Diese Handheld-Ursprünge wurden auch im Remaster für die PlayStation 4 deutlich. Gravity Rush 2 hingegen wurde von Anfang an für Sonys aktuelle Heimkonsole entwickelt, was man dem Spiel direkt anmerkt. Nicht nur ist die Spielwelt um ein vielfaches Größer, auch die Grafik hat einen bemerkbaren Sprung nach vorne gemacht. Der einzigartige Cel-Shading-Grafikstil wurde dabei leicht angepasst. Im ersten Teil vereinte dieser den Style mitteleuropäischer Comics und japanischer Mangas zu einem stimmigen Gesamtbild, das zwar zunächst ein bisschen gewöhnungsbedürftig war, letztendlich aber gut funktioniert hat. In Gravity Rush 2 wurde diese Grundlage beibehalten, das gesamte Spiel wirkt aber vielmehr einem Gemälde entsprungen. Dies ist vor allem den weicheren Texturen zu verdanken, wodurch die gesamte Optik etwas sanfter wirkt als der Vorgänger. 

Das Art Design macht einen Schritt in Richtung Steampunk. Gerade die ganzen Apparaturen wie die Luftschiffe oder die Gravitationserz-Anlagen, welche die fliegende Stadt Jirga Para Lhao in der Luft halten, wirken wie das Gravity Rush-Pendant zu den Dampfmaschinen aus diesem Kunstgenre. Positiv hervorzuheben ist das farbenfrohe und abwechslungsreiche Design der neuen Stadt. Gerade der Stadtteil Lei Colmosna ist ein prächtiger Farbenstrauß, der das gelblich-grün, braune Hekseville alt aussehen lässt. Es erzeugt zudem ein sehr sonniges Klima, was mich sofort an karibische Großstädte wie z.B. Havanna denken lässt. Dieses Design unterstreicht aber auch genau wie die anderen Stadtteile die Lebensumstände in den Vierteln. Das Millardärsviertel Lei Havina beispielsweise wird von prächtigen und gigantischen Villen dominiert, die oftmals an das Design europäischer Schlösser erinnern. Das Armenviertel Lei Elgona hingegen ist sehr trüb und dunkel gestaltet und besteht aus einer Flotte kleiner Hausboote, die dicht gedrängt im Schatten der anderen Stadtteile ihr Dasein fristen.
Eine der größten Stärken vom ersten Gravity Rush war meiner Meinung nach der geniale Soundtrack vom Komponisten Kohei Tanaka. Dieser war auch wieder für den Soundtrack von Gravity Rush 2 verantwortlich und der Mann hat erneut ausgezeichnete Arbeit geleistet. Der Soundtrack bedient viele verschiedene Genres und ist dementsprechend sehr abwechslungsreich. Die Musik wird gerne mit dem Soundtrack der Spyro-Trilogie für die erste PlayStation verglichen, welche von dem ehemaligen The Police-Bandmitglied Stewart Copeland geschrieben wurde. Es macht richtig Laune die Lieder zu hören und gerade die fantastische Musik im Fördergebiet Nr.0 hat mir das Mining nach kostbaren Juwelen um einiges erträglicher gemacht, einfach weil die Musik so motivierend ist.

Ein großes technisches Manko ist jedoch die Steuerung. Schon der erste Teil war in dem Punkt nicht optimal, da man immer mal wieder mit der leicht schwammigen und unpräzisen Steuerung zu kämpfen hatte. Dem Spielspaß hat das aber zumindest nur selten geschadet. In Gravity Rush 2 ist diese Schwachstelle jedoch nerviger als jemals zuvor. Ich kann gar nicht aufzählen wie oft es mir passiert ist, dass Kat an einem Gegner vorbeigeflogen ist, obwohl ich genau auf diesen gezielt habe. Ebenfalls problematisch sind die teils sehr spät aufploppenden Objekte und nachladenden Texturen. Selbst auf der PS4 Pro braucht das Spiel ziemlich lange um Objekte und NPCs darzustellen. Oftmals muss man schon sehr nah an sein Ziel ran, damit es vor einem erscheint und manchmal spawnen die Gegenstände erst wenn man schon mitten im Geschehen ist. Das macht es in einigen Situationen schwierig bestimmte Aufgaben zu lösen.


Another Story: The Ark of Time - Raven's Choice:

Normalerweise gehe ich in meinen Reviews nicht auf DLC-Kontent ein, aber hier mache ich mal eine Ausnahme, da der DLC eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Story hat und dadurch ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist.

The Ark of Time ist zwischen den Ereignissen des ersten und zweiten Teils angesiedelt und fungiert damit quasi als Brücke zwischen den Ereignissen der beiden Spiele. Der DLC handelt von Ravens Bemühungen die vergessenen Kinder, welche man im ersten Teil nach Hekseville zurückgebracht hat, aus ihrem Koma erwachen zu lassen. Dabei erfährt man viel über Ravens Vergangenheit, wie sie an ihre Gravitationskräfte kam und was sie zu der Person machte, die sie heute ist.

Wie der Name schon vermuten lässt spielt man im gesamten DLC nicht Kat, sondern Raven. Ihre Schwerkraftkräfte sind ähnlich wie die von Kat, haben jedoch ein paar Unterschiede. Ihr Standard-Angriff ist der Blood Talon. Bei diesem kann man bei einem Treffer mehrmals die Quadrat-Taste drücken, um den Angriff fortzuführen und so mehr Schaden anzurichten. Raven bohrt sich dabei regelrecht durch einen Gegner durch, bis dieser erledigt ist. Der zweite Unterschied liegt im Stasis-Feld. Raven kann durch halten der Kreis-Taste kleine Energie-Bälle erzeugen, welche sie auf ihre Gegner schmeißen kann. Diese verursachen nicht nur recht viel Schaden, man kann sie auch völlig unabhängig von anderen Wurfobjekten erzeugen. D.h. selbst wenn man mal keine Wurfobjekte zur Verfügung hat kann man sich über diese Fähigkeit mit Munition versorgen. Darüber hinaus kann Raven eine eigene Spezial-Attacke ausführen, die als "High Pressure Power" bezeichnet wird. Dabei verzerrt sie die Schwerkraft in ihrer Umgebung, was betroffenen Gegnern Schaden zufügt.
Im Gegensatz zum Hauptspiel ist der DLC recht linear. Man wird ständig von Aufgabe zu Aufgabe gelotst und bekommt nicht wirklich die Gelegenheit Hekseville mal aus der Sicht von Raven zu erkunden. Aus diesem Grund besteht das Spiel nur aus Story-Missionen, Nebenmissionen fallen völlig flach und die Spielzeit beträgt auch nur etwa 4-6 Stunden. Es wird daher schnell deutlich, dass der Fokus auf der Geschichte liegt. Diese ist aber auch sehr interessant und bildet ein gutes Verbindungsstück, um die beiden Spiele miteinander zu verknüpfen.

Weiterhin muss man auch bedenken, dass dieser DLC für lau erhältlich ist und unter diesem Umstand liefert The Ark of Time ein ziemlich ordentliches Paket ab. Der DLC hat definitiv seine Daseinsberechtigung und wenn einem die Story von Gravity Rush gefällt, ist es sehr empfehlenswert, sich den DLC mal genauer anzusehen.


Fazit:

Zunächst war ich mir nicht sicher, ob mir Gravity Rush 2 im Gesamtbild besser gefällt als sein Vorgänger. Das Spiel hat zwar viele Verbesserungen gegenüber dem ersten Teil eingeführt, einige Schwachstellen wie die ungenaue Steuerung und das ziemliche öde Fördern von Gravitationserz haben das positive Bild jedoch immer wieder heruntergeschraubt. Zum Ende hin hat Gravity Rush 2 mich aber vollkommen überzeugt. Das Finale hat mich richtig emotional getroffen und tagelang ein Gefühl der Leere in mir aufrechterhalten. Gravity Rush 2 hätte meiner Meinung nach noch gut 20 Stunden weitergehen können und das obwohl ich bereits knapp 75 Stunden Spielzeit auf der Uhr hatte. Wenn man als Spieler dann immer noch mehr will und man traurig ist, dass das Spiel vorbei ist, ist das ein klarer Indiz dafür, dass Gravity Rush 2 etwas sehr richtig gemacht hat.

Gravity Rush 2 hat eine interessante Geschichte mit tollen Charakteren, ein einzigartiges Gameplay, dass trotz einiger Fehler den Spieler lange bei Laune halten kann und generell sprüht das Spiel einen gewissen Charme aus, durch den man es einfach lieben muss. Selten hat es ein Spiel geschafft mich zu packen wie es Gravity Rush 2 getan hat, weshalb es auch in der Top-Liste meiner Lieblingsspiele einen Platz ganz weit oben eingenommen hat. 

Ich vergebe 9/10 Punkten an Gravity Rush 2.

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